Können männliche Partner (Seelenpartner) mit den Problemen und dem Leid leichter umgehen?

Die Frage nach dem anderen Umgang der Männer mit Partnerschaften (auch Seelenpartnerschaften) gehört zu den häufigsten Fragen. Nicht selten ist es eine Überzeugung und keine Frage mehr, dass Männer eben leichter mit einer Seelenpartnerschaft umgehen können würden.

Am häufigsten hörte ich bisher, Männer würden mit dem Leid in einer Partnerschaft leichter zurechtkommen, es mache ihnen keine Probleme. Häufig wird die Vermutung geäußert, sie würden sich für das Thema Seelenpartner wenig bis gar nicht interessieren.

Die Seelen und der Alltag der Partner

Wenn es sich um die Geschlechter der Seelenpartner handelt, müssen immer diese beiden Welten beachtet werden. Da ist zunächst die Welt der Seelen. Auch wenn die Seelen in den Inkarnationen ein bevorzugtes Geschlecht haben mögen, so ist dies nicht das Geschlecht der Seele.

Die Seele lernt immer beide Seiten einer jeden Polarität kennen. Um diese einerseits so schwierige, andererseits schöne, interessante und erfahrungsreiche Polarität der Geschlechter [*] kennenzulernen, muss die Seele den weiblichen und den männlichen Körper kennenlernen. Das gelingt nicht in nur einigen wenigen Inkarnationen.

Das Körpergeschlecht darf nicht mit dem Seelengeschlecht verglichen werden; die Seele ist androgyn, so wie es die Engel eben sind. Der menschliche Verstand darf sie als geschlechtslos betrachten oder als eine Vereinigung beider Geschlechter.

Da die Seele jedoch in einem geschlechtsspezifischen Körper inkarniert, kann sich diese Seele-Körper-Einheit dem Einfluss der Alltagswelt nicht entziehen. Und hier gibt es auch heute noch, auch in den tolerantesten Ländern, immer noch große Unterschiede. Wir mögen sie noch so heftig mit Gesetzen, Geboten und gesellschaftlichen Dos and Don’ts reglementieren wollen. Was sich in unzähligen Generationen in den Genen eingeprägt hat, kann der Körper nicht so leicht umprogrammieren.

Das Arbeiten an einer Polarität oder Dualität bedeutet nicht, dass beide Pole gleichgesetzt werden. Es bedeutet, dass wir mit beiden Polen leben können, dass wir sie beide akzeptieren, tolerieren und auf keinen Fall bekämpfen.

Zurück zum Alltag: Wir unterliegen dem Einfluss der sozialen Umfelder, inmitten derer wir leben. Diese Umfelder nehmen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir mit bestimmten Fragen, Problemen, Themen etc. umgehen.

Männer und Emotionen

Männer weinen nicht, hieß es mal unisono; heute werden weinende Männer zunehmend akzeptiert. Doch Hand aufs Herz: Auch wenn wir vom Verstand her den Männern das Weinen genehmigen, reagieren wir verstört, wenn ein Schrank von einem Mann zu weinen beginnt. Ich erinnere mich selbst an die ersten Beratungen mit männlichen Klienten, die zu weinen begannen. Es war eine seltsame Erfahrung für mich. Noch seltsamer wirkte auf mich, wenn Männer nach einem Taschentuch für die Tränen baten.

Heute ist das eine normale Erfahrung und ich freue mich, da ich weiß, dass dieser Mann seine Emotionen zulässt. Daher bekommt er den geschützten Raum in der Therapie, er kann seiner Emotionen gewahr werden und sie zeigen. Wie er damit im Alltag umgeht, bleibt sein Lernen. Aber er kann es lernen.

Das Zeigen der Emotionen, es muss nicht gleich das Weinen sein, ist noch oft ein Lernen. Die Väter waren eher Beispiele der harten Kerle, nicht jede Frau, die einem Mann das Weinen erlaubt, kann damit souverän umgehen. Das ist das Lernen der Gesellschaft.

Männer würden mit dem Leid in einer Partnerschaft leichter umgehen können

Ja, so scheint es. Aber ein Schein nur ist das, kein Fakt. Männer glauben noch, ob es ihnen bewusst ist oder nicht, hart sein zu müssen, wenn sie echte Kerle sein wollen. So leicht lässt sich die alte genetische Programmierung nicht updaten. Weder bei Männern noch bei Frauen. Männer machen lieber einen Witz, um ihre Emotionen zu verdrängen, anstatt diese Emotionen zuzulassen oder sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Deutlich kommt das zum Vorschein, wenn ich von männlichen Klienten beneidet werde, da ich durch meine Arbeit bedingt mit Emotionen offen umgehen dürfe. Und noch etwas dürfe ich der Meinung nicht nur der männlichen Klienten nach: Mich mit der Spiritualität offen beschäftigen.

Es ist schade, dass diese Überzeugungen noch so präsent sind. Es ist unser menschliches Lernen, die Spiritualität in den Alltag zu integrieren [*] und als einen entscheidenden Aspekt des Lebens zu betrachten. Und zwar unabhängig von dem aktuellen Geschlecht einer Inkarnation.

Wenn Männer mit dem Leid leichter umgehen, scheint es nur so. Wo ein Schein, da auch ein Schatten. Der Schatten fällt nicht nur auf die Männer, er fällt auf die Beziehungen. Es ist gut, wenn dies beiden Partnern bewusst wird.

Eine Anmerkung: Das Leid ist in einer Seelenpartnerschaft nicht erforderlich; s. dazu z. B. »Ohne Leid, Schmerz und Qualen« [*].

Gleiche Augenhöhe in einer Partnerschaft

Die Partnerin kann dabei helfen, dem männlichen Partner die Erlaubnis für eine echte Emotionalität zu erleichtern. Der Mann gleicht das auf einem anderen Gebiet aus. Das darf jedoch nicht bewertet werden; nichts davon ist stark oder schwach und schon gar nicht gut oder schlecht. Alles ist gut, wenn es der Entwicklung des Menschen, der Partnerschaft und der Seelenpartnerschaft dient.

Die gleiche Augenhöhe ist in einer Partnerschaft recht einfach zu leben, wenn sie auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen basiert. Jeder Mensch hat seine Fähigkeiten, viele sogar, aber unterschiedlich ausgeprägt. Darin liegt der Schlüssel zur gleichen Augenhöhe: Die Fähigkeiten nicht als besser oder schlechter, richtig oder falsch zu bewerten, sondern sie nur als anders zu betrachten und sich mit den Fähigkeiten des Partners ergänzend oder gegenseitig verstärkend.

Erst wenn wir uns selbst und jeden anderen Menschen als ein Ganzes betrachten, entsteht die gleiche Augenhöhe dadurch, dass mal der eine, mal der andere seine Stärken auf einem bestimmten Gebiet hat und für beide einsetzt. In der Summe jedoch gleicht sich das aus. Die gleiche Augenhöhe ist da.

Starke Frauen, starke Männer, eine menschlichere Welt

Zunehmend gibt es starke Frauen, die ihre Frau stehen, meistens im Berufsleben. Auch sie verdrängen dabei sehr oft sogar viele ihrer weiblichen Seiten, da sie in der harten und von Männern dominierten Welt bestehen wollen und das eben mit einer gewissen Stärke, Kraft oder gar Härte verknüpft wird.

Aber wenn wir uns nur einige wenige Fakten aus der Geschichte der Geschlechteremanzipation vergegenwärtigen: Noch vor einigen Jahrzehnten durfte die Ehefrau kein Bankkonto führen, ihr Geld gehörte dem Mann, der liebe Gatte konnte das Arbeitsverhältnis seiner Gattin kündigen … Eine unselige Welt und das noch der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.

Eine menschlichere Welt ist dringend erforderlich. An ihr können wir nur gemeinsam bauen. Nicht als das starke und das schwache Geschlecht, sondern als zwei Geschlechter, die gewisse Unterschiede aufweisen, die beide jedoch nur eines sind: eine Seele. Nur mit diesem Bewusstsein für die Seele in ausnahmslos jedem Menschen wird uns das gelingen. In einer Seelenpartnerschaft kann das am leichtesten gelingen, denn nicht das Leid ist das Ziel einer jeder Seelenpartnerschaft, sondern die Liebe.

Die Liebe kennt die unterschiedlichen Geschlechter auf der Eros-Ebene. Die Agape, s. „Seelenpartner und Liebe“ [*], ist jedoch vollkommen geschlechtsfrei und absolut erforderlich in einer Seelenpartnerschaft.

An einer menschlicheren Welt müssen beide Geschlechter bauen. Starke Frauen und starke Männer. Beide aber stark auf der Seelenebene, was sich zwangsläufig auf allen anderen Ebenen manifestiert. Diese menschlichere Welt ist eine spirituelle, die jedoch den Alltag beachtet und ehrt, wozu auch der menschliche Körper gehört – auch der eigene.

Unterschiedlicher Zugang zu Partnerschaften – aber auch nur das

Es ist also ein unterschiedlicher Zugang der Geschlechter zu den Seelenpartnerschaften (s. auch „Frauen und ihre Geschichte …“ [*], der in überholten gesellschaftlichen Rollenverständnissen [*] gründet. Gefragt ist die Integration beider Geschlechter und dies ohne Bewertung, sondern nur mit dem Wissen um die sich ergänzenden Unterschiede, die eine ganzheitliche Augenhöhe ermöglichen.

Mit dem Bewusstsein der spirituellen Welt der Seele im Alltag gelingt das in allen Arten der Partnerschaften. Besonders jedoch in einer Seelenpartnerschaft.

Wissen wir von den Unterschieden bei den Zugängen zu diesem und zu vielen anderen Themen, können wir schnell und leicht zu dem Gemeinsamen darin schreiten, es gemeinsam genießen, gemeinsam uns daran erfreuen, gemeinsam daran wachsen und reifen.


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