Seelenpartner: Dreierbeziehungen nicht nur der sexuellen Art (Einführung)

Dreierbeziehungen zwischen Seelenpartnern in einer gemeinsamen Inkarnation sind eine hervorragende Lernumgebung, um Themen wie Festhalten, Binden oder Vergeben und Loslassen zu üben. Ebenso alle drei Arten der Liebe, also Eros, die begehrende sexuelle Liebe, Philia, die familiäre Liebe, und natürlich Agape [*], die höchste Form der Liebe, ohne die das Loslassen nicht gelingen kann.

In einer Seelenpartner-Dreierbeziehung ist nicht immer die Sexualität angesprochen; nur die Agape ist immer dabei, sonst wäre es keine Seelenpartnerschaft, sondern lediglich eine karmische Bindung [2], sofern ein karmischer Hintergrund vorliegt. Dreierbeziehungen mit ihren Themen wie Sexualität, Ehe, Lebenspartnerschaft, Eifersucht, Seitensprünge der irdischen, spirituellen oder mentalen Art oder die gleichgeschlechtliche Liebe werde ich später ausführlich behandeln.

In dem ersten Beitrag gehe ich auf eine Seelenpartner-Dreierbeziehung aus der Beratungspraxis ein: Der kirchliche Eheschwur beeinflusst die zweite Beziehung des männlichen Seelenpartners, der unter Impotenz leidet.

Seelenpartner-Kennenlernen nach der Old-School-Art

Die Ausgangssituation: Marie und Simon (Namen wieder geändert) sind geschieden, die Kinder gehen ihre eigenen Wege. Sie begegnen sich zum ersten Mal mehrere Jahre nach ihren Scheidungen. Die Indizien einer Seelenpartnerschaft waren beim Kennenlernen dieser Partner vorhanden, sie erkannten dies jedoch nicht gleich. Es war Simon, der später als Erster mit dem Gedanken einer Seelenpartnerschaft spielte, den er jedoch für sich behielt.

Die Sexualität wurde nicht von Anfang an gelebt; beide bezeichnen sich als Old-School-Partner, die für das sexuelle Miteinander etwas Zeit benötigen. Äußerlich attraktiv fanden sie sich schon, doch waren es andere Faktoren, die sie zusammenbrachten. Sie trafen sich auf einem Fachseminar der eher unromantischen Art – beide sind im Finanzsektor tätig.

Der erste Funke waren Streitgespräche, die sie in den Pausen führten, und die fern der Fachthemen lagen. Ihnen fiel das erst auf, als sich einige Teilnehmer bei ihnen bedankten: Sie hätten sich so herzlich gestritten, dass die Pausen ein Genuss gewesen wären, und der Energiefluss zwischen ihnen offensichtlich. Erst dann wurde beiden die Herzlichkeit ihrer Gespräche bewusst, die sie nicht als Streitigkeiten erlebten. Den Energiefluss erklärten sie unisono für Humbug.

Das Gemeinsame – auch im Unterschiedlichen

Ihre Gespräche setzten sie nach der Veranstaltung fort. Sie wurden immer häufiger, obwohl sie in unterschiedlichen Städten wohnten. Schnell entdeckten sie gemeinsame Vorlieben für bestimmte Orte, Landschaften oder für sakrale Architektur. Die Gespräche wurden um Reisen erweitert, die gleichen Vorlieben immer frappierender.

Beide lieben gotische Kirchen, die romanischen seien ihnen zu düster, die barocken meiden sie. Beide lieben Birken und Holunder, den Holunder auch als Holunderküchlein. Beide schwärmen für Landschaften mit kleinen Seen. Die Anzahl der gemeinsamen Lieblingsbücher, -filme oder -speisen wuchs ebenso schnell.

Neben den Gemeinsamkeiten haben sie starke Unterschiede. Ein Beispiel nur: Simon ist ein praktizierender Katholik, Marie ist vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Beide legen jedoch gerne eine Rast ein, wenn sie auf ihren Fahrten ein kleines Kirchlein entdecken, um in seine Atmosphäre einzutauchen.

Beide wissen um ihre Unterschiede, worüber sie gerne diskutieren; am liebsten in der Natur oder im Winter im Schein einer Kerze oder einer Salzkristallleuchte, da Marie Angst vor offenem Feuer hat. Ihnen wurde zunehmend bewusst, dass ihre Unterschiede ihnen sehr wichtig sind, da sie ohne sie ihre starke Bindung hinterfragt hätten. Sie wäre ihnen zu suspekt, sie wäre zu romantisch. „Die Unterschiede bringen uns noch näher“, ist ihre Quintessenz.

Durch die Art ihres Kennenlernens, durch ihre Gemeinsamkeiten, ihren Umgang mit den Unterschieden, das einfach seiende und nicht erklärbare Vertrauen bedingt, dachten beide an eine Seelenpartnerschaft. Es dauerte aber einige Jahre, bis sie sich diese Gemeinsamkeit eingestehen konnten.

Sexuelle Nähe

Ihr Verständnis von Partnerschaft führte dazu, dass sie sich erst im zweiten gemeinsamen Jahr sexuell nähergekommen sind. Es verlief alles „nach unserem Geschmack, langsam, Schritt für Schritt, wie schüchterne Teenager.“ Allerdings fragten sie sich, ob sie denn normal seien mit ihrer Sexualität in diesem Alter.

Diese Bedenken konnten schnell und leicht mit dem Buch „Die Psychologie sexueller Leidenschaft“ 1) des amerikanischen Sexualtherapeuten David Schnarch aus dem Weg geräumt werden. Besonders der Satz „Wer über fünfzig ist, hat seine beste sexuelle Zeit eher noch vor als hinter sich. Guter Sex braucht persönliche Reife“ hat sie beruhigt. Und überzeugt.

Simons Impotenz

„Das Leben war ein Genuss, wir zogen zusammen, die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede konnten wir leichter zelebrieren. Aber nach wenigen Monaten begann unser Problem.“ Simon wurde impotent.

Zunächst lebten sie so viele Arten der Sexualität aus, dass ihnen das nicht auffiel bzw. sie nicht störte. Mit der Zeit jedoch zog sich Simon immer stärker zurück, er konnte die Sexualität immer weniger genießen.

Simon sah darin sein Versagen, entwickelte Schuldgefühle, da er sich seiner Partnerin verweigerte, wie er es ausdrückte. Auf der Suche nach Lösungen schlugen sie konventionelle und weniger konventionelle Wege ein.

Unter vier Augenpaaren

Marie stieß auf das NachInnen-Web mit der Seelenpartner-Thematik darin und empfahl es Simon, der verdutzt und erfreut zugleich offenbarte, er sei schon lange mit diesem Gedanken beschäftigt. Die Gespräche mit Marie und Simon fanden auf ihren Wunsch hin zu viert statt; Monika war also immer dabei. Die manchmal unterschiedlichen Aspekte aus der weiblichen und männlichen Sicht schätzen wir in unserer Arbeit sehr. Offenbar fühlen sich Mann und Frau umfassender oder leichter verstanden – mit Animus und Anima als den männlichen Anteilen der Frau und den weiblichen Anteilen des Mannes.

Die Liebe zu Büchern, eine der weiteren Gemeinsamkeiten Maries und Simons, nutzten wir als gemeinsame Hausaufgaben für sie. Der bereits erwähnte David Schnarch erwies sich als ein Glückstreffer, obwohl das Buch ein „fetter Schinken“ war, wie es Simon zunächst weniger begeistert kommentierte.

Beide hatten einen Zugang zu spirituellen Themen, beiden war Dion Fortune bekannt. Ich empfahl ihnen, ihr Buch „Mondmagie“ zu lesen, und da sie sich gerne gegenseitig vorlasen, dies in diesem Modus zu tun. Neben dem Hinweis, dass ich in ihnen nicht die beiden Protagonisten, Morgan le Fay und Dr. Malcolm, sehen würde, nannte ich ihnen einige Stichworte, auf die sie achten sollten. Ich hoffte, dass dies ein anderes Licht auf das Problem werfen könnte.

Besitztum, Impotenz, Schuld und Spiritualität

Eines dieser Stichworte war „Ehe“. Da beiden ihre Old-School-Einstellung so wichtig war, erschien mir das als ein interessanter Ansatzpunkt.

Marie und Simon lasen das Buch vor, was etwas Geduld erforderte, da sie wieder ihre herzlichen Streitgespräche führten, wie anno dazumal in dem gemeinsamen Seminar. Zum Ende des Buches hin fiel ihnen eine Aussage auf: „Niemand kann einen anderen besitzen, ohne ihn zu zerstören. Deshalb ist die Ehe ein Notbehelf.“

Über den zweiten Satz streiten [*] sie noch – auf ihre liebevolle und fruchtbare Art. Entscheidend war der erste Satz als Einstieg in die Arbeit an einer unbewussten Überzeugung Simons, durch den Eheschwur mit seinem „bis dass der Tod euch scheidet“ sei er nicht frei für eine andere Beziehung.

Die nachfolgenden Gespräche zusammengefasst: Simon fühlte sich – unbewusst – immer noch seiner ersten Frau zugehörig. Obwohl sie sich sehr friedlich getrennt hatten, obwohl seine erste Frau selbst einen anderen Lebenspartner hat. All das half nicht, der Eheschwur grub sich tief ein und wirkte unbemerkt in Simons Leben. Heute ist es ihm bewusst, dass er sich sogar als ein Doppelverräter betrachtete: seiner ersten Frau gegenüber des Eheversprechens, Marie gegenüber seiner Impotenz wegen.

Es war eine Dreierbeziehung, die er zu führen glaubte, und die unvereinbar mit seinen und Maries Grundwerten ist. Beide halten es für möglich, dass Simons erste Frau ebenfalls eine Seelenpartnerin ist; das ist kein Problem für sie.

Simon ist Marie sehr dankbar dafür, dass sie seine Impotenz nicht als Verrat an ihr betrachtet. Ein wenig Zeit, ein wenig Geduld, für diese beiden Old-School-Partner kein Problem, und die Sexualität kann wieder frei gelebt werden.

Auf ihrem Plan nun stehen einige Reisen zu den Orten, die in beiden starke Emotionen auslösen. Sie wollen nach möglichen karmischen Bildern suchen, die ihre Seelenpartnerschaft erhellen können. Neben Süddeutschland gehört Frankreich dazu, woher Maries Vorfahren stammen.


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