Liebe und Seele: Eros (Begehren, Sexualität), Philia (Freundschaft) und Agape (göttliche Liebe)

Die Liebe ist eine unabdingbare Voraussetzung einer geglückten Partnerschaft, wie es in »Den Seelenpartner sicher erkennen: Liebe, die zum Erkennen verhilft« [*] heißt.

Das Problem bei der Erkennung dieser Liebe und des Seelenpartners besteht einerseits darin, dass die Liebe nicht immer erkennbar ist. Andererseits ist nicht alles Liebe, was als Liebe dünkt. Besonders die Hoffnung darauf, nun endlich den Seelenpartner gefunden zu haben, kann böse Streiche spielen, wenn diese Hoffnung dem Wunschdenken allein entspringt. Das gilt ebenso für die verbalen Liebesbeteuerungen des Partners.

Ebenso kann der Seelenpartner übersehen werden, wenn beispielsweise die Sexualität a priori ausgeschlossen wird, da sie als Widerspruch zu Seelenpartnerschaften betrachtet wird. Zwei Seelenpartner können sich in unterschiedlichen Konstellationen im Leben begegnen; eine Liebesbeziehung, die die Sexualität einschließt, ist eine dieser Möglichkeiten. Eine der schönsten für uns Menschen.

Die Basis: Eros, Philia und Agape

Wollen wir keine partnerschaftlichen Enttäuschungen erleben, müssen wir um die Gesichter der Liebe wissen. So hören wir den Philosophen und Mystikern zu, was sie zum Thema Seelen und Partnerschaften sagen. Man denke an Platons Kugelmenschen, die im ersten Beitrag dieser Reihe erwähnt wurden, und auf die wir noch später bei dem Thema Dualseele zurückkommen werden.

Der philosophische Disput über die Liebe ist eine Never-ending-Story, an der wir uns nicht beteiligen wollen. Die drei häufigsten Ausprägungen der Liebe zu kennen, ist jedoch für die Seelenpartnerschaft wichtig.

Sie bilden eine stabile Basis einer Partnerschaft, mit der sie nicht nur die Stürme des Lebens meistern, sondern auch die Zeiträume über Inkarnationen hinweg bestehen kann.

Agape, die göttliche Liebe: selbstlos, bedingungslos.
Und der Mensch?

Agape ist die selbstlose, bedingungslose, erwartungsfreie, immer wohlwollende Liebe. Im Christentum wird Agape als die göttliche Liebe bezeichnet. Agape liebt alle Wesen. Sie liebt immer, sie erwartet keinerlei Gegenleistung. Es ist die perfekte Liebe.

Doch unvollkommene Menschen sind wir und keine Götter. Das Wissen um die eigene Unvollkommenheit annehmen, das Streben nach dem Vollkommenen nicht aufgeben und den Alltag nicht vernachlässigen: Das ist ein Leben, mit dem wir unserer spirituellen Heimat Schritt für Schritt näher kommen.

Die Agape in der göttlichen Vollkommenheit können wir nicht leben. Doch können wir danach streben. Wer es tut, wer diesen inneren Wunsch verspürt und nicht aufgibt, wenn er im Alltag die Agape nicht immer leben kann, dieser Mensch ist weit auf seinem Entwicklungsweg gegangen.

Die Agape ist es auch, die hinter dem Hass eines Mitmenschen – auch des Seelenpartners – seinen Schrei nach Liebe erkennt. In unserer unvollkommenen Welt dürfen wir nicht vergessen, dass zu den spirituellen Konzepten auch gehört: »Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.« Also zuerst sich selbst lieben und annehmen, bevor dies mit dem Nächsten gelingen kann.

In Partnerschaften und Seelenpartnerschaften kann Agape als die spirituelle oder seelische Liebe verstanden werden. Doch können auch die anderen Arten der Liebe, auch die Sexualität, ebenfalls spirituell gelebt werden.

Philia: die freundschaftliche Liebe

Philia ist die freundschaftliche Liebe. Sie ist in allen Arten von Beziehungen zu finden, in denen gemeinsame Interessen und Ziele vorhanden sind. Die Überlegungen, ob diese Interessen ethisch korrekt sind, lassen wir hier unberücksichtigt.

Philia ist daher nicht bedingungslos wie die Agape, denn sie setzt etwas voraus. Philia kann nur solange bestehen, solange es ein Gleichgewicht zwischen dem Geben und Nehmen beider Partner gibt. Philia ist vornehmlich zwischen Freunden zu finden, ebenso in den Familien.

Im Gegensatz zu Agape kann Philia an ihrer Intensität verlieren oder gänzlich verloren gehen, da sie eben nicht bedingungslos ist.

Die familiäre Liebe wird manchmal als eine eigenständige Art der Liebe betrachtet, genannt Storge.

Eros: die begehrende, sinnliche, leidenschaftliche Liebe

Eros oder die erotische Liebe ist vor allem durch das Begehren gekennzeichnet. In der Philosophie ist mit Eros der leidenschaftliche Drang oder das Begehren nach dem Wissen und der Wahrheit gemeint. Sigmund Freud schließlich bezeichnete mit Eros den Lebenstrieb des Menschen.

Obwohl der Eros die Sexualität beinhaltet, ist er nicht nur Sex. Aber immer das heftige Begehren und Verlangen nach einem Menschen und nach der mit ihm verbundenen Lust in welcher Ausprägung auch immer.

»Du liebst mich nicht,
wenn du nicht dieses oder jenes tust.«
So spricht Eros.
So können Philia und Storge sprechen.
Agape sagt das nie.

Damit könnte die knappe Definition des Eros abgeschlossen werden, wenn da nicht immer die Versuche vorhanden wären, die Sexualität von der Spiritualität und somit auch den Seelenpartnerschaften zu trennen.

Liebe, Sexualität, Seelenverwandtschaft

In einigen Quellen wird Agape als die spirituelle Liebe betrachtet, Philia als die geistige und Eros als die körperliche. Das darf jedoch nicht so verstanden werden, dass die Spiritualität nur in Agape möglich wäre.

Ebenso die Betrachtung von Agape, Philia und Eros als die göttliche, menschliche und geschlechtliche Liebe wirft Fragen auf. Die geschlechtliche Liebe ist nun mal keine unmenschliche Liebe. Außerdem kann jeder Mensch nach Agape streben und sie, wenn auch nicht immer, leben.

Manche Menschen erkennen nur Agape als die echte Liebe an. Diese Betrachtungsweise hat ihre Tücken. Die Echtheit der Liebe kann es in Familien und Freundschaften geben. Und wenn sogar die Sexualität die Spiritualität einschließen kann – was sollte daran unecht sein? Trennung von Eros und Sexualität von der Seelenpartnerschaft? Ja, es gibt Seelenpartner, bei denen die Sexualität keine Rolle spielt. Aber:

Seelenpartnerschaft und Sexualität

Eine Seelenpartnerschaft ohne Sexualität ist nur in den Fällen sogenannter Seelenverwandtschaften möglich, wenn unter einer Seelenverwandtschaft lediglich der Gleichklang an Interessen, Zielen, Ansichten etc. verstanden wird, und karmische oder andere spirituelle Hintergründe ausgeschlossen werden. Ist ein solcher Ausschluss eindeutig möglich? Vielleicht sind die karmischen Hintergründe einer Seelenverwandtschaft noch nicht bekannt oder sie werden noch verdrängt.

Eine Seelenpartnerschaft im spirituellen und mehrere Leben umfassenden Sinne setzt eine Seelenverwandtschaft [*] voraus. Zum spirituellen Wachstum, einem der gemeinsamen Ziele der Seelenpartner, gehört das Kennenlernen der Polaritäten und der Umgang mit ihnen, wozu unsere Erde ein perfekter Lernort ist.

Jede Partnerschaft, besonders eine Seelenpartnerschaft, bietet die größten Chancen des Lernens. Die Seele weiß darum, und da die spirituelle Entwicklung ihr Seelenwunsch ist, verspüren wir den überwältigenden Wunsch, die Inkarnationen nicht alleine zu verbringen. Besonders wenn uns die Idee der Dualseele bewusster wird.

Irdische Partnerschaften und Seelenpartnerschaften

Dieser Unterscheidung kommt eine zentrale Bedeutung bei der Erkennung des echten Seelenpartners zu. Erforderlich ist sie bei der Erkennung der vermeintlichen Seelenpartnerschaft, die nur dem Wunschdenken entstammt; dem eigenen oder dem des vermeintlichen Partners.

Eine rein irdische Partnerschaft ist dann gegeben, wenn sie keine spirituellen Wurzeln aufweist, sie also nicht über karmische Zeiträume hinweg gelebt wird. Eine rein irdische Partnerschaft kann zwar alle drei Arten der Liebe umfassen, sie muss es aber nicht. Sie kann sogar nur den Eros beinhalten.

Eine Beziehung ist nämlich immer gegeben, wenn zwei Menschen zusammenkommen. Sogar One-Night-Stands gehören dazu, denn sie hinterlassen Spuren in der Seele, an denen gearbeitet werden wird, mag der Verstand noch so widersprechen. Eine Seelenpartnerschaft ist kein One-Life-Stand [*].

Da eine Seelenpartnerschaft für ihre Reifung alle drei Arten der Liebe benötigt, ist es ein Irrtum zu behaupten, der Sex gehöre nicht dazu, wie das leider manche esoterische Schulen tun. In einer Seelenpartnerschaft gibt es auch Inkarnationen, in denen Lernziele auf dem Plan der Seelen stehen, die nur ohne Eros erlernbar sind, zumindest ohne einen bewussten Eros. Gleiches kann für die Philia gelten.

Erlauben wir uns mal einen freien Gebrauch des menschlichen Denkens und fragen uns: Spüren die Seelenpartner in einer fernen Zukunft, in der sie bereits die nachmenschliche Entwicklungsstufe erreicht haben, wie würden sie Geistwesen nennen, keine Anziehungskraft mehr oder kein Begehren? Gibt es keine Geisteslust? Und wie ist es im Falle von Dualseelen [*]?

Die Seelenpartner haben immer alle drei Arten der Liebe gelebt oder werden es noch tun, wenn es sich um eine junge Seelenpartnerschaft handelt. Die Agape muss jedoch immer vorhanden sein. Seelenpartner halten daher nicht fest, Seelenpartner können loslassen. Seelenpartner sind zu dem bereit, was im Alltagsleben als Opfer erscheint, und hinter dem sich vom spirituellen Standpunkt aus die Hilfe für den Seelenpartner verbirgt, um ihm eine Erfahrung zu ermöglichen, die seine Seele wünscht.

Somit lautet die wesentlichste Seelenpartner-Frage:

Ist bei beiden Menschen die Agape vorhanden?

Auf dieser Frage basiert der nächste Beitrag dieser Reihe mit dem Titel „Seelenpartner als Opfer und Täter – Liebe, wo sie nicht vermutet wird“ [*].


Passend zum Beitrag

Schreibe einen Kommentar