Nur allzu menschlich ist es, dass wir uns nach dem Partner sehnen, mit dem wir durchs Leben gehen können. Ist diese Sehnsucht auf den Seelenpartner oder die Dualseele [*] gerichtet, ist es ebenso menschlich, dass wir ihn sehr gerne als den Lebenspartner und den wahren Liebespartner in unserem Leben hätten. Doch das ist der Wunsch als Mensch.
Die unbequeme und vielleicht nicht so willkommene Frage, ob dies auch dem Wunsch unserer Seele entspricht, dürfen wir jedoch nicht verdrängen.
Die Kunst, den Seelenpartner nicht zu übersehen
Wir liefen sonst Gefahr, nicht das zu lernen, was wir lernen wollen. Wir liefen Gefahr, den Seelenpartner zu übersehen, der nicht unserem Wunschdenken entspricht. Und wieder mal will der Kleine Prinz zitiert werden, der da ermahnt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
Die Seelenpartner begegnen sich in unterschiedlichsten Konstellationen, um das zu lernen, was sie gemeinsam lernen wollen. Die Konstellationen sind so vielfältig, dass die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, den Seelenpartner zu übersehen in den Problemen des Alltags und dem Wunschdenken des Verstandes oder der Fixierung auf einen bestimmten Partner.
Wollen wir unsere Seelenpartner finden, müssen wir achtsam durchs Leben gehen und die Menschen, die uns im Leben begegnen, vorurteilsfrei anzunehmen lernen.
Es ist erfüllend, den Seelenpartner zu erkennen, damit beide Seelen gemeinsame Wege gehen können und die Aufgaben bewältigen, zu denen sie sich vereinbart haben. Es ist keine einseitige Erfüllung, auch wenn es auf der irdischen Ebene manchmal so aussehen mag. Der Ausgleich im Geben und Nehmen kann in karmischen Zeiträumen erfolgen.
Es muss auch nicht ein Ausgleich sein, der zu einer Begegnung der Seelenpartner führt.
Seelenpartner und Dualseelen
Es gibt unterschiedliche Definitionen einer Dualseele. Philosophisch betrachtet dürften das die beiden Halbkugeln des Kugelmenschen von Platon sein [*]. Auf die karmischen Leben bezogen, ist das ein besonderer Seelenpartner, mit dem so viele Lernthemen gemeinsam absolviert wurden, dass die Liebe in all ihren Facetten die weiteren karmischen Begegnungen prägt.
Mit unserem Menschenwissen allein können wir nicht mit Gewissheit ergründen, ob ein bestimmter Mensch eine Dualseele ist. Der Wunsch nach der Dualseele als der Lebenspartner in einer Inkarnation ist sehr nachvollziehbar. Doch ist es unser Wunsch als inkarnierter Mensch und somit muss er nicht dem Seelenplan gleichen.
Und haben wir uns spirituell weiterentwickelt, wachsen sicherlich die Aufgaben mit, die sich unsere Seelen vornehmen. Den richtigen Zeitpunkt dafür weiß die Seele, nicht der Mensch.
Dualseele – vom Besitzenwollen zum Sein
Müssen sich Dualseelen immer als ein Liebespaar begegnen? Vorstellbar ist, dass wir bereits ein Liebespaar waren, doch den Partner besitzen und nicht sein Partner sein wollten. Die Liebe war noch besitzergreifend und mit Ängsten behaftet, anstatt durch ein bedingungsloses und nur seiendes gegenseitiges Vertrauen geprägt.
Erst mit dem wachsenden Bewusstsein der vielen Inkarnationen und mit dem Schwinden der Fixierung auf einen bestimmten Lebensverlauf lernen wir dieses Vertrauen. Die Seele muss es nicht lernen, sie weiß um das Göttliche.
Wir hingegen beginnen jede Inkarnation mit dem Vergessen. Dieses Vergessen wird mit den Inkarnationen schwächer und das Erinnern stärker. Auch das sichere Erinnern an die Seelenpartner oder die Dualseele. Gelingt das in nur einer Inkarnation?
Seelenpartner als der wegweisende Mensch im Leben
Wenden wir uns nun den vielen Gesichtern der Seelenpartnerschaft zu. Eine gar nicht so seltene Möglichkeit stellt der Seelenpartner dar, der zum richtigen Zeitpunkt ins Leben tritt und die richtigen Impulse gibt. Wobei manchmal die Richtigkeit des Zeitpunkts und der Impulse erst Jahre und Jahrzehnte später erkannt werden kann.
Will der Seelenpartner unsere geleistete Hilfe ausgleichen? Will er etwas ausgleichen, was als Unrecht empfunden wird? Unser Wissenshorizont als Mensch ist kleiner, als der unserer Seele. Weisen wir daher keine Menschen sofort und unwiderruflich zurück. Es bedarf etwas Zeit, Geduld und Innenschau, um erkennen zu können, ob es ein liebevoller Beistand der Seele ist oder ob sich der berechnende Verstand dahinter verbirgt.
Dieser Seelenpartner kann uns häufig in Krisensituationen begegnen, wenn wir nicht mehr ein und aus in unserem Leben wissen, wenn wir den Boden verlieren. Das ist allerdings nur eine Möglichkeit von vielen.
Seelenpartner, der zunächst Chaos ins Leben bringt
Eine Klientin berichtete von einer lebensprägenden Begegnung, die unter für sie sehr unspirituellen Vorzeichnen begann und zunächst Chaos brachte. Sie war Teamleiterin und für ein Marketingprojekt verantwortlich. Auf der Suche nach Werbepartnern kontaktierte sie eine Autorin und Rundfunksprecherin, da diese über ein imposantes Netzwerk verfügte und im selben Bereich tätig war. Zunächst verweigerte die Autorin das Treffen, rief jedoch nach einigen Tagen an und arrangierte nun ihrerseits ein Treffen.
Das Treffen wirkte sich entsetzlich aus. „Ich schmiss das Projekt hin, wurde sogar arbeitslos, da ich meinen Job von einem Tag auf den anderen kündigte“.
Die Klientin konnte nicht nachvollziehen, warum sie es tat, sie wusste lediglich, dass es einige Worte der Autorin waren, zu der sie in der folgenden schwierigen Zeit einen sehr intensiven und engen Kontakt pflegte.
Erst Jahre später, als sie ihr berufliches Leben völlig umgestaltete, erfuhr sie von der Autorin, dass sie aufgrund eines Traumes das damalige Treffen arrangierte und den Kontakt weiterhin auf der persönlichen Ebene pflegte. „Mir ist klar geworden, dass ich Sie schon kannte und dass ich Ihretwegen dem Treffen zustimmen muss. Das blöde Projekt war mir Schnuppe.“ Kurz darauf verstarb die Autorin.
Auch diese Frau sieht darin eine Begegnung von Seelenpartnern, wenn sie es nach Jahren betrachtet und die Emotionen verspürt, die immer noch ausgelöst werden.
Seelenpartner als Lebensretter und Wegweiser
Ein Arzt rettete einem Säugling das Leben und begleitete diesen Menschen als Kind und bis spät in die Pubertät hinein. Als Erwachsener erinnert sich der Mensch an den Arzt als an seinen anderen Vater, der immer Liebe, Stärke und Zuversicht ausstrahlte. Eines Tages sagte der Arzt etwas, was sich unauslöschbar einbrannte: „Du bist wie ein Boxer, der immer wieder aufsteht, wenn er mal zu Boden geht.“
Als er das hörte, kam sofort Stolz auf diese Stehaufmännchen-Qualitäten auf. „Bist du erkennst, dass du gar nicht kämpfen musst. Da wirst du aber schon älter sein“, lautete der Nachsatz, der ein Entsetzen hervorrief. „Dann werde ich schon 20 sein. Oh Gott, hoffentlich nicht erst Mitte Zwanzig!“
Hätte die Seele dieses Arztes mitgeteilt, dass dies erst mit 50+ der Fall sein wird … Diese Begegnung erwies sich als Rettung in den späteren dunkelsten Kapiteln des Lebens auch in einer mehrjährigen Depression des Menschen, denn nicht nur die Worte kamen in den Sinn, sondern besonders die Liebe, die der weise Mann ausstrahlte. Und die Überzeugung, dass die Seele dieses Arztes und des anderen Vaters sehr wohl um so manches im bevorstehenden Leben des Jugendlichen wusste. Denn es sind noch weitere Sätze gefallen, die sich erst nach Jahren und Jahrzehnten bewahrheiteten.
Was dieser Mensch sprach, ist zu einem Wegweiser im Leben geworden, der ohne Fragen danach, woher es der Arzt wusste, dankbar angenommen wird. Die Dankbarkeit, die ich diesem Menschen gegenüber empfinde, denn das damalige Kind bin ich selbst, ist nicht in Worte fassbar und lässt mit jedem Lebensjahr deutlicher einen Seelenpartner oder eine Seelenverwandtschaft und eine maßgebende Begegnung in diesem Arzt erahnen.
Der unverschämte Seelenpartner: Was erlaubt er sich denn?!
Eine andere Klientin berichtete von einem Mann, der zufällig [*] in ihr Leben trat, als sie sich nach einem Schicksalsschlag zurechtzufinden versuchte. Der erste Kontakt ergab sich durch einen Streit um einen Parkplatz, bei dem der ältere Mann eine Bemerkung machte, die zunächst einen starken Widerstand hervorrief und als recht unverschämt eingestuft wurde. Aber diese Bemerkung setzte sich tief fest.
Es entwickelte sich daraus eine langjährige Bekanntschaft oder besondere Freundschaft, in deren Verlauf immer wieder Sätze fallen sollten, die die Frau vor den Kopf stießen, starken Widerspruch hervorriefen und fragen ließen, was sich denn dieser unverschämte Kerl erlaubt.
Seltsamerweise bricht die Verbindung nicht, sondern lässt im Laufe der Jahre den seelischen Beistand mit dem richtigen Wort zur richtigen Zeit erkennen und diese doch seltsame Freundschaft in einem übergeordneten Licht erscheinen. Insbesondere, da dieser Mann wusste, wann er diese Inkarnation beendet und es der Frau mitteilte, wodurch der Abschied kein schmerzhafter war. „Es war alles normal und selbstverständlich für uns. Und was er sagte, trifft immer noch zu.“
Auch hier offenbarten einige Bemerkungen erst nach Jahrzehnten ihren Sinn und ihre Richtigkeit.
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