Seelenpartner versus Seelengefährte? Teil 2
Die erforderliche Ungleichheit zwischen Seele und Verstand
Nein, es wäre nicht einfacher, es wäre nicht gerechter. Es verhinderte das Lernen. Die Seele weiß darum. Daher gibt sie dem Verstand nur soviel preis, was dem Lernen förderlich ist, was den Verstand nicht gefährdet, was durch das erfolgte Lernen bewusst werden darf.
Diese Vorgehensweise trifft ebenso zu, wenn die Seelenwanderungen geleugnet werden. Dann müssen lediglich die Begriffe Seele und Verstand durch Unbewusstes und Bewusstsein ersetzt werden.
Der Verstand, ergo der Mensch, würde schädigende Traumata erleiden, hätte er einen freien Zugang zu seinem Unbewussten. Es ist ein Schutzmechanismus des Menschen, dass er traumatische Erlebnisse vergisst, dass sie erst bewusst werden, wenn er sie verarbeiten kann und will. Vergessen können ist eine gute Gabe Gottes, meinte Georg Christoph Lichtenberg.
Das Gestern und heutige Maßstäbe
Kehren wir zu der Seele mit ihrem Wissen über die Leben hinweg zurück. Ich benutze ein drastisches Beispiel des Lernens, da es gut nachvollziehbar ist für das alte und das neue Lernen.
Die Seele weiß, dass sie andere Menschen tötete. Es gab dabei Morde aus niederen Beweggründen. Manche damalige Gründe waren aus der Sicht des Verstandes berechtigt, nicht aber aus der Sicht der Seele. Manche Tötungen waren – in damaliger Zeit – gerechtfertigt. Wollte ein Angreifer einen Menschen töten, war der Tod des Angreifers die einzige Option.
Hätten sich die Seelen immer geopfert, hätten sie keinen Angreifer getötet, hätten nur Angreifer und Mörder ihre Gene weitergeben können. Es war gut – damals –, dass auch Menschen ihre Gene weitergaben, die sich wehren und andere vor dem gewaltsamen Tod beschützen konnten. Es gab Zeiten, in denen der Versuch einer Verhandlung mit dem Tod endete.
Das Gestern kann nicht immer mit den Maßstäben von heute bewertet werden.
Lernwege und -umwege
Allen Pessimisten zum Trotz entwickeln sich der Mensch und die Seele weiter. Sie lernten und lernen weiter, wenn auch nach wie vor auf Abwegen.
Heute ist eine Kommunikation möglich, nicht jeder Gegner trachtet nach dem Leben, nicht jeder Angreifer muss getötet werden. Heute fällt das Töten schwer, für manche ist das unvorstellbar. Es bedenke aber jeder, dass ein Mensch erst in einer Grenzsituation mit Sicherheit weiß, wie er dann reagiert.
Es ist eine Frage der Zeit, bis das Töten – oder eine vergleichbare Tat – schwerfällt. Am Ende des Lernen kann das Seele-Mensch-Gespann aus ethischen Gründen nicht töten. Zu diesem tatsächlichen Lernen hin führten lange Wege und manche Zwischenstufen.
Altes Lernen
Der Mensch erfuhr, dass das Töten anderer mit Abwehr, Verfolgung, Strafen verbunden ist. Er lernte, die bösen Taten unentdeckt zu begehen. Er bekam Angst vor den Konsequenzen seines Tuns. Aus dieser Angst heraus sah er von der einen oder anderen Tat ab. All das war noch kein Lernen im Sinne der Seele, die nach Liebe strebt.
Bei seinem bösen Tun bemerkte der Mensch das Leid der anderen. Irgendwann berührte ihn dieses Leid. Vielleicht verdrängte er das noch eine Zeit lang, vielleicht konnte er dem Gewinn seiner Taten höhere Prioritäten einräumen als dem zugefügten Leid. Aber er lernte weiter.
Das Verdrängen gelang nicht mehr, die Stimme des Gewissens – der Seele – wurde lauter. Der Mensch hinterfragte sich. Lockte das Böse mit seinen Vorteilen weiterhin, wurden die inneren Stimmen lauter, wurden unüberhörbarer. Der Mensch zweifelte.
Der Mensch lernte durch dieses Hinterfragen und die Zweifel. Er lernte dadurch, was wir heute Empathie nennen. Verzögerten Umwege das Lernen, verzweifelte der Mensch, da er trotz einsetzender Einsicht dennoch Böses tat. Es kamen ihm drastische Lernmöglichkeiten in den Sinn. Und da die Seelen ohnehin ihre Erfahrungen machen wollen, wurden die Ideen vom drastischen Lernen in die Tat umgesetzt.