Den Seelenpartner zu erkennen ist nicht immer leicht und obendrein kann eine karmische Bindung als eine Seelenpartnerschaft missinterpretiert werden und lebensbelastende Konsequenzen haben.
Im letzten Beitrag wies ich auf die Möglichkeiten von lebensbelastenden – auch über Inkarnationen hinweg – Folgen von Schwüren und Gelübden hin. Solche Versprechen, wenn sie denn ernsthaft ausgesprochen werden und ihren Weg in die Seele hinein finden, führen zu karmischen Bindungen [1] und anderen Folgen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass eine Frage im Zusammenhang mit den Seelenpartnern sehr häufig gestellt wird; sie betrifft die Seelenpartnerschaften und Scheidungen oder Trennungen.
Das Eheversprechen und die karmischen Folgen [2]
Ein Versprechen, welches doch recht viele Menschen gegeben haben, ist das Eheversprechen. Setzen wir mal voraus, dass dieses Versprechen ernsthaft und ehrlich gegeben wird. Ich bin hier etwas vorsichtig, da Ehen, die nicht aus der eigenen Überzeugung und Liebe heraus geschlossen wurden, sondern unter einem Zwang, die gab es sicherlich.
Wissen wir aber, wie ernst es die Seele auffasst, wenn ihr menschlicher Träger diesen Schwur leistet? Nimmt die Seele Rücksicht darauf, dass das Versprechen unter Zwang gegeben wurde, oder ist sie vielmehr der Ansicht, dass wir solches nicht unter Zwang tun dürfen? Dass sie das vielmehr als einen Meineid betrachtet und ein neues Lernthema daraus macht, welches in den Folgeinkarnationen abgearbeitet werden will?
Die Frage nach der Verantwortung oder Mitverantwortung derjenigen Menschen, die einen Druck auf andere ausgeübt haben, damit sie ein Versprechen – z. B. das Eheversprechen – abgeben, ist zwar sehr interessant. Aber auch auf der Seelenebene?
Die Seele des Menschen, der das Versprechen unter Zwang abgab, wird spätestens nach dem Ende der Inkarnation ihre eigene Sicht der Dinge haben, die kompromisslos ehrlich den Fokus auf die eigenen Anteile legen wird. Diese Seele wird nicht auf die anderen Seelen hinweisen und ihnen die Schuld an dem Schwur unter Zwang zuweisen, um so den eigenen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen.
Denn die Seele weiß es – da helfen keine gekreuzten Finger
Nein, keine Seele wird Versprechen, Schwüre und Eide als nichtig betrachten, nur weil sie unter Zwang zustande kamen oder nicht ehrlich gemeint waren. Auch keine gekreuzten Finger hinter dem Rücken bei der Abgabe eines Versprechens werden uns davor bewahren können. Die Seele geht keine Deals ein, sie arbeitet nicht mit Tricks. Sie lügt nicht, sie lässt sich nicht belügen, sie lässt sich nicht durch Argumente überzeugen, die dem Verstand entstammen.
Die Seele sieht und denkt mit dem Herzen, um mal eine menschliche Metapher zu bemühen. Und mit dem Herzen sehen wir richtig, nicht mit den Augen, wie es der Fuchs den kleinen Prinzen lehrte.
Das Eheversprechen mag daher unter sehr unterschiedlichen Bedingungen ausgesprochen worden sein – die Konsequenzen tragen immer diejenigen, die es ausgesprochen haben.
Partner, Ehepartner, Seelenpartner und Trennung oder Scheidung
Sollten wir in einem reiferen Alter auf die glorreiche Idee kommen, dass wir doch bei der Abgabe des Eheversprechens jung, unerfahren, unwissend etc. waren, und unsere Seele dies doch bitte schön als einen mildernden Umstand zu betrachten hat, so stellt sich wohl nur eine Frage: Hat die Seele Humor oder nicht? Hat sie Humor, wird das sicherlich ein sehr belustigender Augenblick ihrer Existenz sein. Aber auch dann ein trauriger, denn sie wird erkennen, Humor hin oder her, dass ihr Mensch in diesem Bereich noch einiges zu lernen hat.
Wir mögen um den Sinn oder Unsinn des Spruches „Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen“ diskutieren und philosophieren. Die Seele wird sich an diesen Diskussionen nicht beteiligen, ergo auch nicht überzeugen lassen.
Düstere Aussichten für alle, die das Eheversprechen oder einen anderen Schwur gebrochen haben? Wartet da die ewige Verdammnis, wie das eine Institution, die sich als Stellvertreter Gottes betrachtete und dennoch bar jeglicher Liebe lehrte und handelte?
Nein, natürlich nicht. Es warten die Konsequenzen, doch diese begleiten eine jede unserer Taten. Oder auch Nicht-Taten, wenn wir etwas hätten tun sollen und es unterlassen haben. Es ist also das allgegenwärtige Prinzip der Folgen unseres Tuns, die wir allein zu tragen haben, ob es nun mal gute Folgen sind oder belastende. Keine Konsequenzen sind jedoch ewig, keine Konsequenzen sind eine Verdammnis, keine Konsequenzen sind ein Fluch, der auf uns lasten würde und uns ein Leben mit Licht, Liebe und Freude verbieten würde.
Auge um Auge und Einsicht und Vergeben
Die Menschen Europas wurden jahrhundertelang mit der Peitsche der Angst vor der ewigen Verdammnis erzogen. Allen verstandesmäßigen Gegenargumente zum Trotz, brannte sich dies in das kollektive Unbewusste ein. So feiert diese Erziehung ihre weniger fröhlichen und oft unbewussten Urständ. Sie erschwert das Leben, das gegenwärtige und die zukünftigen, solange ihre Verwerflichkeit nicht entlarvt wird.
Eigentlich müsste die Besinnung auf die Sprache des Herzens, der Seele und des Verstandes von dem Unding einer ewigen Buße eines Gottes der Liebe befreien. Eigentlich, denn die Angst ist immer noch tief. Ein weiteres Unding ist das alttestamentarische »Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß« (5. Mose 19.21). Eigentlich sagt dies der gesunde Menschenverstand, dass dies kein Weg des Zusammenlebens sein kann. Eigentlich.
Würde das Auge-um-Auge-Prinzip gelten, so wies Mahatma Gandhi auf die Konsequenzen hin, die den Verstand, das Herz und die Seele überzeugen: »Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein.« Dazu kann man nur Amen sagen.
Apropos Amen: Dieses Wort ist mit dem heiligen Klang »Om« verwandt respektive stammt von ihm ab, wie das Joachim-Ernst Berendt in »Die Welt ist Klang – Nada Brahma« darlegte.
Zurück zu den Seelenpartnern und den Versprechen. Auch wenn Auge um Auge in der rigorosen Form nicht gilt, befreit das nicht von den Folgen unserer Schwüre, Eide und Versprechen. Die Folgen haften auf dem Menschen oder der Seele. Sie bleiben so lange eine Belastung, bis sich der Mensch damit auseinandergesetzt hat. Bis er von Herzen einsehen und vergeben konnte. Auch sich selbst vergeben, was eine der höchsten Reifestufen darstellt.
Wie und was aber einsehen, wie vergeben und wem? Wie also einen Schwur so abarbeiten, dass er keine karmischen Folgen mehr nach sich zieht?
Damit beschäftigt sich der nächste Beitrag der (Seelen)Partner-Reihe. Darin auch die Frage, ob die Männer der Kirche, die für das Eheversprechen verantwortlich zeichnen, nicht doch an Seelenpartner dachten, indem sie in das Versprechen ein Limit einbauten.
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