Evolution und ihre Zeiten; Reihe »Lebewesen, Fleischkonsum, Seele«

Teil 2 der Reihe »Lebewesen, Fleischkonsum, Seele«

Den Flexitariern des ersten Beitrags sollen Vegetarier, Veganer, Frutarier und deren mögliche evolutionäre Nachfahren folgen. Um jedoch dieses Thema ansatzweise seriös aufzugreifen, ist ein Verständnis für die bisherigen evolutionären Zeiträume der Erde erforderlich.

Evolution und Manipulation

Die Spezies Mensch verfügt über erste Verfahren genetischer Manipulation und wendet sie an. Dolly, das erste Klonschaf, lebte 1996 bis 2003, Ende 2018 wurde das erste genomeditierte Baby in China geboren. Die ethischen Bedenken der Spezies Mensch haben einen zu geringen Stellenwert oder eine zu geringe Entwicklungsstufe, um weitere Experimente dieser Art zu verhindern. Zu verlockend die finanziellen Gewinnaussichten der Gentechnik.

Die Evolution auf der Erde arbeitet in ihren Zeiträumen, die sich nicht nach den Wünschen einer Spezies orientieren. Ob wir die natürliche Evolution durch eine künstliche ersetzen werden, ist fraglich. Die genetischen Manipulationen haben ihre Gefahren, wie sie beispielsweise nach der anfänglichen Forschereuphorie bei CRISPR bekannt wurden: »Große Chancen kaum kalkulierbare Risiken«, so das Deutsche Ärzteblatt.

Da die Interessen der Genindustrie eher auf die Gewinne abzielen, gehe ich davon aus, dass die ernährungsorientierte Genmodifizierung der Menschen nicht so schnell auf der Agenda steht. Die ernährungsbezogene Evolution des Menschen orientiert sich somit an den natürlichen Zeiträumen. Und sollte sie eine Beschleunigung erfahren, dann eher durch die ethische Evolution des Menschen, denn durch Genmanipulationen. Diesen Optimismus erlaube ich mir immer noch. Darüber aber in den Folgebeiträgen mehr.

Natürliche Zeiträume irdischer Evolution

Die bisher ältesten gefundene Lebensspuren sind 3,5 Milliarden Jahre alt. Ein Fossilienfund auf Grönland ist 3,7 Milliarden Jahre alt, er wartet noch auf die endgültige Bestätigung. Es sind Mikrobenfossilien, womit die Erde für das erste Leben eine knappe Milliarde Jahre benötigte, vielleicht nur einige Hundertmillionen Jahre.

Hundertmillionen Jahre sind keine lange Zeit bei gut 4,5 Milliarden Jahren der Erde oder 13,8 Milliarden des Weltalls. Die Evolution baut in Millionen von Jahren an neuen Lebensformen. Im kosmischen Maßstab ist das wenig, im menschlichen hingegen eine Unendlichkeit. Oder sachlicher: Zehntausende von Generationen.

Den ersten Mikroben folgten ein paar Milliarden Jahre Evolution im Schneckentempo, wenn zunächst auch ohne Schnecken, die es erst später gab. Umso erstaunlicher der evolutionäre Sprint des Kambriums.

Eine Explosion des Lebens – die kambrische Artenexplosion

Die kambrische Artenexplosion oder nur Explosion, ist ein Ereignis am Beginn des Kambriums vor etwa 541-544 Millionen Jahren. Es ist ein Ereignis und keine Epoche, da es nur einige Millionen Jahre dauerte. Neueste Funde deuten einen noch rasanteren evolutionären Spurt an. Das ist geologisch betrachtet kein Zeitraum mehr, sondern eher ein Zeitpunkt.

In dieser Zeit brachte die Evolution fast alle heute lebenden Tierstämme hervor. Im Vergleich mit der Zeit der vor sich hin dümpelnden Evolution davor, mutet das obskur an. Dieser Turbogang ist allerdings ein einmaliges Ereignis in der Erdgeschichte.

Dinosaurier, Hominini und Homo sapiens

Die ältesten Dinosaurierfossilien sind etwa 230 Millionen Jahre alt. Sie lebten und herrschten eine lange Zeit, da sie erst vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sind. Den Todesstoß im wahren Sinne des Wortes versetzte ihnen ein Asteroid, der vor 65 Millionen Jahre auf der Erde einschlug.

Das folgende Massenaussterben überlebten mausähnliche Säugetiere, da sie überwiegend unterirdisch lebten, um sich vor den Dinosauriern zu schützen. Die Evolution beschritt einen neuen Weg, der zu den Primaten und dem heutigen Menschen führte.

Die ältesten Fossilien der Hominini sind 6 bis 7 Millionen Jahre alt. Das älteste Fossil stammt vom Sahelanthropus tchadensis (noch umstritten), der in die Zeit der Trennung der Hominini von den Affenartigen fällt. Vom Ende der Dinosaurier bis zum Sahelanthropus tchadensis hin benötigte die Evolution keine 60 Millionen Jahre.

Der erste derzeit gesicherte menschliche Vorfahre ist der Australopithecus, der vor 4 bis 2 Millionen Jahren lebte. Von da an war es nur ein kleiner evolutionärer Schritt bis zu den ersten Homo sapiens. Die derzeit ältesten Funde deuten daraufhin, dass Homo sapiens etwa 300.000 Jahre alt ist.

Notabene: Das Adverb »derzeit« findet sich in diesem Beitrag so häufig, da niemand neue Erkenntnisse ausschließen kann. Das würde keinesfalls eine revolutionäre Änderung bedeuten. Das Alter der Erde, das Aussterben der Dinosaurier oder die kambrische Explosion sind gesichert. Das Alter des Homo sapiens wurde zuletzt in 2018 um etwa 100.000 Jahre durch den Schädel des Jebel Irhoud und Steinwerkzeuge am Fundort erhöht.

Die Evolution des Homo sapiens vollzieht sich somit grob ausgedrückt seit 0,3 Millionen Jahren. Das ist wahrhaftig eine kurze Zeit. Mit der kambrischen Explosion kann sie unmöglich verglichen werden, da die damalige Evolution die Fauna der Erde veränderte. Homo sapiens hingegen ist nur eine einzige Gattung.

Bisherige Zeiträume der Evolution zusammengefasst

  • Alter der Erde: gut 4,5 Milliarden Jahre
  • Kambrische Artenexplosion: vor 544-541 Millionen Jahren
  • Dinosaurier: vor 230 bis 65 Millionen Jahren
  • die ersten Hominini: vor 7 bis 6 Millionen Jahre
  • Australopithecus: vor 4 bis 2 Millionen Jahren
  • Homo sapiens: seit 0,3 Millionen Jahren

Die Evolutionen der Erde vollziehen sich in Millionen von Jahren. In vielen Millionen Jahren von der kambrischen Explosion abgesehen. Für evolutionäre Veränderungen einer einzelnen Gattung können Zeiträume von weniger als einer Millionen Jahre reichen.

Vorsicht mit dem Wunsch nach einer beschleunigten Evolution

Wer jetzt auf eine zweite explosionsartige Evolution hofft, sollte eine weitere Bezeichnung der kambrischen Explosion beachten: kambrische Radiation. Radiation, da es eine Umformung der wenigen Arten war, die es vorher gab. Soll heißen, die meisten Arten wurden durch diese beschleunigte Evolution in einer extrem kurzen Zeit ausselektiert.

An einer erneuten Evolutionsbeschleunigung sollte der Homo sapiens kein Interesse haben. Außer diese Spezies ist suizidal.

Ein einzelner Vertreter des Homo sapiens darf diesen Wunsch hegen. Er wird nicht Erfüllung gehen – der Genetik und der anderen Biologie wegen, der Seele wegen. Die Seele arbeitet nach dem Muster der Heldenreise, sie geht Schritt für Schritt vor, sie überspringt keinen der erforderlichen Schritte. Sie lässt sich durch keine Wünsche oder Sehnsüchte ihres Menschen von diesem Ablauf der Reise des Helden abbringen. Und sie weiß, dass bei jedem Menschen die Zeit und die Reife kommen werden, in der sie und ihr Mensch diese Reise gemeinsam gehen.

Von einem Karnivoren zu einem Lichtwesen sind viele Schritte erforderlich. So viele, dass ein wissender Mensch an die Unendlichkeit denkt.

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