Teil 3 der Reihe »Lebewesen, Fleischkonsum, Seele«
Millionen von Jahren sind es also, die die irdische Evolution des Lebens benötigt, um neue Spezies oder grundlegende Veränderungen einer Spezies hervorzubringen. Bedenken sollte das, wer von einem Karnivoren zum Lichtnahrungsmenschen mutieren möchte.
- Jasmuheen
- Die Schatten eines biblischen Auftrags
- Lichtvolle Wünsche und ihre Schatten
- Zeit für Ethik
Jasmuheen
Der wohl bekannteste Vertreter der Lichtnahrungsmenschen ist Jasmuheen, die den evolutionären Sprung zu Lichtnahrung innerhalb kürzester Zeit bewältigt haben will. Überprüfbares liefert sie nicht, Untersuchungen entzieht sie sich, Berichte über nicht so lichtvolle Nahrung, Schokolade sogar, müssen somit allesamt Fakes sein. Diese Lichtgestalt der Lichtnahrung erfordert einen unerschütterlichen Glauben an sie von jedem, der ihr nacheifern will. Jeder Lichtnahrungsaspirant möge aber bedenken: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und dieser Schatten ist ungesund bis tödlich.
Mit Jasmuheen beschäftige ich mich ausführlicher in einem späteren Beitrag dieser Reihe, jetzt kehre ich zu den Zeiträumen der irdischen Evolution zurück, um die Entwicklung der menschlichen Ernährung realistisch zu betrachten.
Die Schatten eines biblischen Auftrags
Aus den vorangegangenen Betrachtungen über die irdische Evolution geht hervor, dass diese Evolution kein linearer Prozess ist. Es gab fünf große Massenaussterben, in denen ein Großteil der Spezies verschwunden ist. In dem größten Massenaussterben vor etwa 250 Millionen Jahren waren es 95 % aller maritimen und 66 % aller landbewohnenden Arten. Nach jedem Massenaussterben erholte sich das Leben und blühte noch stärker auf.
Daran erkennt man nebenbei, dass wir die Natur oder die Erde nicht vernichten können. Wir können uns mitsamt anderen Arten in einem Akt eines erweiterten globalen Suizids auslöschen. Die Erde wird sich zu helfen wissen, sollten wir nicht rechtzeitig lernen, mit ihr und nicht gegen sie zu leben.
Der biblische Auftrag »Macht euch die Erde untertan« [1], gehört zu den arrogantesten, verheerendsten, und, leider muss dieses Attribut her, dümmsten Sätzen der Menschheit. Man könnte einwenden, er stamme aus einer vergangenen Zeit, wäre falsch übersetzt, missinterpretiert, missverstanden. Doch steht dieser Satz in dem Bibelkanon und offensichtlich auf der Agenda des modernen Homo sapiens. Daher müssten 1,3 Milliarden Menschen [2] daran glauben und sich danach richten. Gott (sic!) sei Dank ist es nicht so dramatisch.
Lichtvolle Wünsche und ihre Schatten
Bei der Evolution des Menschen ist vorrangig eine Weiterentwicklung seiner Moral und Ethik erforderlich. Gelingt uns das nicht, werden die Natur oder die Gaia für eine Korrektur sorgen. Das könnte eine finale Korrektur sein, die am Ende des sechsten Massenaussterbens dessen Verursacher, den Menschen also aussterben lässt.
Ich will ein Optimist sein. Eine optimistische Sichtweise ist möglich, es darf aber nicht bei einer Sichtweise oder Hoffnung bleiben, es müssen Taten her. Wer so ermuntert auf eine zweite explosionsartige Evolution hofft und an die bisher schnellste Evolution – die kambrische Explosion – denkt, sollte ihre weitere Bezeichnung beachten: kambrische Radiation. Radiation, da es eine Umformung der wenigen Arten war, die es vorher gab. Soll heißen, die meisten Arten wurden durch diese beschleunigte Evolution in einer extrem kurzen Zeit ausselektiert.
An einer erneuten Evolutionsbeschleunigung sollte der Homo sapiens kein Interesse haben. Außer die Spezies Homo sapiens ist doch suizidal.
Der Wunsch nach einem evolutionären Sprung zum Lichtnahrungsmenschen gelingt nicht. Er wird nicht in Erfüllung gehen – der Genetik und der anderen Biologie wegen, der Seele wegen. Die Seele arbeitet nach dem Muster der Heldenreise, sie geht Schritt für Schritt vor, sie überspringt keinen der erforderlichen Schritte. Sie lässt sich durch keine Wünsche oder Sehnsüchte ihres Menschen von diesem Ablauf der Reise des Helden abbringen.
Zeit für Ethik
Die Evolution des Menschen von einem Karnivoren, was wir heute faktisch sind, zu einem Wesen, welches sich von Licht ernährt, erfordert viel Zeit. Diese Zeit wird nicht in Jahren, Jahrhunderten oder Jahrtausenden gemessen. Es ist eine unvorstellbar lange Zeit, es sind Äonen von Zeit. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, eine Jasmuheen keine Lichtnahrungsspezies. Vor allem nicht, wenn es eine Fußballschwalbe ist.
Zu meinen Lieblingskurzgeschichten gehört seit Jahrzehnten »Wenn die Sterne verlöschen« von Isaac Asimov mit dem Originaltitel »The Last Question« (Die letzte Frage) aus dem Jahr 1956 [3]. Das Jahr erwähne ich, da am Beginn ein mächtiger, aber heute anachronistisch anmutender Computer eine Rolle spielt. Die Kurzgeschichte kulminiert in einem der bekanntesten Sätze der Menschheit in einem überraschend anderen und dennoch überzeugenden Kontext. Drei Worte sind es nur, wieder aus der Bibel, hier gottbegnadet angewandt. Sie verbinden das Ende mit dem Beginn, da ist Mystik, Physik, Philosophie, Menschlichkeit dabei.
Wer sich ein Bild über die Zeiten machen will, in denen aus einem Menschen ein anderes Wesen werden könnte, sollte diese Kurzgeschichte lesen. Das hilft und unterhält. Grundsätzlich empfehle ich diese Geschichte jedem, der sich mit dem Menschen, seiner Evolution und der Zeit beschäftigt. Solches wie Gott kommt darin ebenfalls vor.
Diese Geschichte lese ich immer wieder, jedes Mal staune ich über Asimovs Genius. Jedes Mal denke ich aber über die evolutionären Zeiträume, die von einem Menschen der Gegenwart zu dem Wesen führen, zu dem er sich entwickeln könnte, wenn er sich die Chance dazu gewährt. Gegenwärtig arbeitet er dagegen, gegenwärtig sind ihm Rüstung, Grenzen, Profit oder Bequemlichkeit durch Externalisierung der Entscheidungen, im Endeffekt der Verantwortung, an eine künstliche Intelligenz erstrebenswerter. Besonders die Verantwortung erklärt er zu seinem Feind. Ein Teil, die Konsumenten, da es für sie bequem ist, der andere Teil, die Produzenten, da es ihren Gewinn maximiert.
Der Mensch sollte sich zunächst der natürlichen Intelligenz bedienen und die Ethik beachten. Die Ethik muss unser vorrangiges Ziel sein, denn ohne sie haben wir keine Zeit für weitere Evolutionsschritte. Dessen ungeachtet hoffe ich, unsere bisherigen Katastrophen gehören zu unseren Umwegen des Lernens. Ein jeder Umweg ist gleichzeitig ein Weg. Mit dieser Hoffnung gehe ich im nächsten Teil auf die Ernährung der näheren Zukunft des Menschen ein.
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Infos zum Beitrag
- »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan …«; 1. Mose 1,28
- Der römischen Kirche werden weltweit knapp 1,3 Milliarden Menschen zugerechnet: 5 Zahlen, die jeder Katholik über die Kirche in der Welt wissen sollte … oder Wikipedia
- Wer diese Geschichte lesen und genießen will, recherchiere bitte nicht vorher im Web, da diese Einträge oft fiese, spaßverderbende Spoiler sind.
Wer keine SciFi-Geschichten mag, kann unbesorgt sein. Es kommen keine Aliens, Raumschiffe, Schlachten etc. darin vor. Es sind nur Menschen und die Wesen, die aus dem heutigen Menschen werden können, wenn es ihm gelingt, seine Existenz fortzusetzen. Gott ist dafür nicht verantwortlich.