Seelenpartner: Liebe und Leid, Opfer und Täter, Karma

Seelenpartnerschaft und Leid seien kein zusammengehöriges Paar, hieß es in „Nicht Verlust, Leid, Tod, Scheiden, Schwur, sondern … Liebe“ [*]. Beendet wurde dieser Beitrag mit der Frage danach, was in einer Seelenpartnerschaft über dem Verlust, dem Leid, dem Tod und dem Scheiden stünde.

Die Antwort lautet: die Liebe. Eine besondere Form der Liebe, die Agape genannt wird, und in jeder wahren Seelenpartnerschaft vorhanden ist. Die anderen Formen der Liebe, Sexualität inklusive, müssen nicht in jedem Leben gelebt werden.

Trauer, Leid und Qualen gestern

Das Leid ist ebenfalls kein Muss einer Seelenpartnerschaft. Mit der fortschreitenden Reife der Seelenpartnerschaften wird es immer seltener zu finden sein, da das Lernen zunehmend durch Einsicht, Mitgefühl und Empathie erfolgt.

Trauer, Leid, Qualen gehörten zum Lernen der Seelen, auch der Seelenpartnerschaften. Sogar der Tod aus der Hand des Seelenpartners gehörte dazu; recht nachvollziehbar, beinahe normal schon, angesichts unserer menschlichen Geschichte.

Jüngere Seelen lernten durch Erfahrungen, auch durch schmerzvolle. Eltern können ihre Kinder noch so oft ermahnen, berühre die heiße Herdplatte nicht. Das Kind kann es zwar glauben, es lernt aber meistens dadurch, dass es doch die heiße Herdplatte berührt. Gute Eltern sagen nicht „Geschieht dir recht, warum hörst du nicht auf mich!“, sondern trösten das Kind und wissen, dass es durch solche Elternliebe besser lernen kann.

Manche der alten Religionssysteme sind mit anderen Eltern vergleichbar, die sich durch Angst und Bestrafung Gehör verschaffen und damit ihre Macht sichern wollen, anstatt Liebe zu lehren. Ein so unbegreiflich grausames Konzept wie die ewige(!) Verdammnis ist ein Beispiel dafür, welches nicht lehrt, sondern liebesfremden Interessen dient. Leider konnten sich diese Methoden in die jungen Seelen einbrennen und wirken bis heute nach.

Der Tod aus der Hand des Seelenpartners und Liebe

Das Thema Leid und Tod durch den Seelenpartner ist ein sehr heikles Thema, welches leicht missverstanden oder durch jüngere Seelen bewusst missbraucht werden kann (s. Nachlese zu diesem Beitrag). Es gehört aber zu der Geschichte der Seelenpartnerschaften, als die Seelen noch recht unbeholfen auf der Erde wanderten. So wie ein Kind durch die heiße Herdplatte lernen kann, so kann die Seele, die eigene und die des Seelenpartners, durch schmerzvolle Erfahrungen lernen.

Sogar durch den Tod, der ein Ausdruck einer aufopfernden Liebe des Täters sein konnte.

Eine junge Seele, die in ihren Vorleben Menschen tötete, erreichte irgendwann eine Reifungsstufe, in der sie das Töten zu hinterfragen begann. Um nie wieder zu töten, wollte sie den unnatürlichen Tod selbst erfahren. Auch wenn es in den älteren Vorleben keine allzu schwierige Aufgabe darstellte, eines gewaltsamen Todes zu sterben, half manchmal der Seelenpartner dabei, wenn die Seele eine bestimmte Todeserfahrung wünschte [*]. Die Seele plante dann ihre Inkarnation entsprechend. Seelenpläne und die Hilfe des Seelenpartners sind kein theoretisches Konstrukt, sondern oft durch Rückführungen bestätigt.

Wenn eine junge Seele nur zu gerne geköpft, gefoltert oder geschändet hatte, wollte sie das am eigenen Leib und an eigener Seele erfahren, was zum finalen Sinn und Zweck einer Inkarnation werden konnte. Zur Verwirklichung dieses Planes konnte die Seele um Hilfe bitten und diese Bitte an den Seelenpartner richten. Wer sonst, als die liebende Seele eines Seelenpartners hätte dem zugestimmt!

Aufopfernde Liebe und Karma

Es bedarf einer starken Vorstellungskraft, eines starken Einfühlungsvermögens und einer Seelenreife, um dieses Konzept und seine Tragweite zu begreifen. Versuchen wir es mal zunächst anhand einer Geschichte aus der Seelenwelt einer Rückführung.

Eine Seele wollte ihr Karma nicht mit weiterem Töten belasten und kein solches Leid mehr den Mitmenschen zufügen. Sie glaubte allerdings, dass dazu die eigene Todeserfahrung erforderlich wäre, und wählte dazu das Leben eines Zigeunermädchens. (In den Rückführungen fallen eher die alten Begriffe der damaligen Zeit; hier eben Zigeuner und nicht Sinti und Roma.) Damit diese Inkarnation „nicht umsonst ist“, wie das der Klient während der Rückführung formulierte, der damals als das Mädchen lebte, sicherte sich die Seele die Hilfe ihres Seelenpartners zu. Das Mädchen starb durch das Schwert des Wächters eines Grafen [*], vor dem es zu freizügig tanzte.

Natürlich war der Wächter ein Mörder; das lässt sich mit keiner sprachlichen Finesse beschönigen. Aber er war der Seelenpartner dieses Mädchens und der Tod – oder der Mord – erfolgte aufgrund des gemeinsamen Seelenplanes der Seelenpartner.

Täter? Opfer?

Vordergründig betrachtet war das Mädchen das Opfer und der Wächter der Täter. Beachten wir jedoch die Seelenpläne, müssen wir differenzierter vorgehen. Die Seele des Täters wusste sehr wohl, dass das Töten eine schlimme Tat war, die nicht ohne Folgen bleiben wird. Dennoch nahm sie die Folgen auf sich, obwohl es karmische Folgen über Inkarnationen hinweg sein konnten.

Töten darf kein Mensch, auch nicht aus Liebe zu seinem Seelenpartner heraus. Damit das nicht missverstanden wird – wir betrachten ein altes Geschehen, welches nicht ausschließlich mit unseren heutigen Maßstäben bewertet werden darf. Von der Seelenebene aus und vom Gesichtspunkt der damaligen Zeit her, fällt es sehr schwer zu ermessen, zu welchem Opfer der Täter bereit war. Es muss eine große Liebe gewesen sein, die das Karma eines Mörders auf sich nahm, um einer geliebten Seele das Lernen zu erleichtern.

Dem Karma konnte und kann sich keine Seele entziehen. Reifere Seelen wollen es auch nicht. Die Seele des Wächters wusste dies, ebenso wie sie wusste, dass die Vereinbarung zwischen den Seelen oder die differenzierte Sicht, die in seiner Tat ein Opfer sehen kann, keine mildernden Umstände sind.

Missverständnisse und Missbräuche

Die Betrachtung des Wächters als Täter und Opfer zugleich ist zulässig. Er war nicht nur Täter, er war aber auch nicht nur Opfer einer missverstandenen Liebe. Die Betrachtung des Mädchens als Opfer und Täter zugleich ist ebenfalls zulässig. Denn kann ihre Bitte nicht als ein Erpressungsversuch im Namen einer missverstandenen Liebe begriffen werden?

Wir wandeln nicht in den Mokassins anderer Menschen. Beurteilen wir sie daher nicht. Wir kennen die Grenzen der Einsicht, des Mitgefühls und der Empathie der Seelen der vergangenen Zeiten nicht. Beurteilen wir sie daher nicht mit unseren Maßstäben. Außerdem könnten wir uns selbst be- und verurteilen. Reifere Seelen haben Inkarnationen gelebt, in denen sie Opfer und Täter waren und die Polaritäten des Lernens auf so grausam erscheinende Art und Weise lernten.

Heute können wir in der Bitte der Mädchenseele eine missverstandene Liebe und eine Erpressung erkennen. Heute!

Benutzen wir daher keine Geschichten aus vergangenen Seelenwelten als bequeme Erklärungsversuche des Leids und der Grausamkeit unsere Welt! Das wäre ein Missverständnis; nein, das wäre ein Missbrauch, für welchen nur wir allein verantwortlich zeichnen würden.

Karmische Folgen dürfen nicht als Strafe missverstanden und missbraucht werden. Es mag sein, dass in alttestamentarischen Zeiten Auge um Auge galt. Wir dürfen uns auf diese archaischen, überholten und unethischen Konzepte nicht mehr berufen. Und falls doch – es ist unser Karma, welches wir uns selbst erschweren, anstatt es zu erleichtern.

Unwissenheit schützt vor Karma nicht

Vor keinem Gott, keinem Tribunal und keiner Seele werden wir uns darauf berufen können, dass doch der Mord an einem Menschen schwerwiegender sei, als die bloße Verurteilung eines Menschen als Mörder. Wir wissen heute mehr, als wir es damals wussten. Die alten Maßstäbe gelten nicht mehr. In der irdischen Rechtsprechung schützt Unwissenheit vor Strafe nicht. Aus der Sicht der Seele schützt Unwissenheit vor Konsequenzen nicht.

Unsere Seele kann, will und wird sich nicht auf Unwissenheit berufen! Zu gereift ist sie inzwischen, denn sonst würde sich ihr Mensch nicht mit solchen spirituellen Fragen beschäftigen können.

Halten wir fest: Wir können uns nicht mehr auf eine spirituelle Unwissenheit berufen. Das wäre ein fatales Missverständnis. Ein voreiliges „Es geschieht ihm recht!“ auf einen unserer Mitmenschen bezogen kann zu einem „Es ist recht, wenn ich das nochmals lerne“ unserer Seele führen. Und die Seele wählt dann das nächste Leben aus, in dem das Leid doch noch eine Rolle spielen wird.

Das muss nicht mehr sein. Nicht mehr im heutigen Leben. Nicht mehr in heutigen Seelenpartnerschaften.

Wir können heute durch Liebe lernen, die sich in Einsicht, Mitgefühl und Empathie manifestiert. Wir wissen heute, was Agape [*] bedeutet und können sie nicht als eine unrealistische Idee weltfremder Spinner oder Philosophen abqualifizieren.

Das reifere Lernen können wir besonders gut – und schön – mit unserem Seelenpartner leben. Auch ohne Leid und ohne höllische Qualen, wie das in manchen Seelenpartner-Fragen befürchtet wird. Seelenpartnerschaft und Leid sind kein zusammengehöriges Paar mehr.


Passend zum Beitrag

Nachlese zu diesem Beitrag

Schreibe einen Kommentar