Murmellichtschatten oder alte Feste und neue Schatten

Inspirationsquelle: Bilder der Woche

Unrein

Da wandelt ein Mensch entspannt und genießt die tiefe Abendsonne mit den Resten des Schnees, die vermutlich am nächsten Tag Geschichte sind. Schade, denke ich, ich mag den Schnee. Er ist rein, zumindest wenn er frisch ist und die Warnung nicht zutrifft, die ich unlängst auf Twitter bemerkte: »Don’t eat yellow snow«.

Und es ging weiter mit den Assoziationen. Gelber Schnee ist ein schmutziger Schnee, ein unreiner. Unrein passt wiederum zu einem Tag dieser Woche, dem 02. Februar, dem Fest Mariä Lichtmess. Einst, ein Kind war ich noch, verband ich Lichtmess mit Licht und mit einer Messe. Diese Zeiten sind Geschichte, seit ich nach der Bedeutung dieses Wortes recherchierte oder von Imbolg erfuhr, den keltischen Wurzeln [*] dieses Festes.

Schatten, nicht Licht

Mariä Lichtmess wird 40 Tage nach Weihnachten gefeiert, konkret nach der Geburt Jesu. Den damaligen (tatsächlich nur damaligen?) Überzeugungen nach, galt die Frau 40 Tage nach der Entbindung als unrein. Anders ausgedrückt, die Frauen beginnen ihr Dasein als Mutter mit Unreinheit, wobei die Begründungen dafür der Männerwelt entstammen. Mariä Lichtmess markiert den Ablauf der 40 unreinen Tage. Ich spekuliere nicht über die anderen männlichen Begründungen, die schriftlich nicht fixiert wurden, auch nicht über den Widerspruch zwischen der seltsam anmutenden Empfängnis und Geburt Jesu und der Unreinheit danach.

Die erstgeborenen Söhne waren bis zu diesem Tag Eigentum Gottes, bis sie Gott in einem Ritual »dargestellt« wurden. Damit ist die Alternativbezeichnung dieses Festes geklärt: Darstellung des Herren. Ein Tieropfer war damit ebenfalls verbunden. Wann allerdings eine Taube reichte, wann und vor allem unter welchen Umständen es manchmal ein Schaf sein musste, entzieht sich meiner Kenntnis, meine Neugier triggert diese Frage nicht an.

Hinzukommt das sogenannte Bauernjahr, welches ebenfalls am 02. Februar beginnt. Das ist allerdings kein Schatten, das markierte den Beginn der Bauernarbeiten nach dem Winter. Einen Schatten könnte man darin sehen, dass dies gleichzeitig der Wechsel des Knechtjahres war.

Das Murmel

Das Murmel im Murmellicht des Titels ist leichter erklärt. In den USA und in Kanada ist der 02. Februar der Murmeltiertag; man denke an den Film »Und täglich grüßt das Murmeltier«.

In diesem Film gibt es Licht, wandelt sich doch der Protagonist von einem herablassenden Schnösel zu einem allseitsgeliebten und begehrten Herzensmenschen. Er wird erleuchtet.

So ist das Licht des Murmellichts doppelt legitimiert.

Nicht dein Kind

Die Erstgeborenen der damaligen Welt waren 40 Tage lang Eigentum Gottes. Gab es ein Miteigentum der Mütter? Das darf man bezweifeln, bedenkt man der Aussage der damaligen und noch heute gültigen religiösen Schriften mit ihren Aussagen über die Bedeutung der Frauen.

Das führt zu der letzten gedanklichen Verknüpfung. Es ist besser, das Kind 40 Tage lang einem Gott vorzubehalten als für einen politischen Führer zu zeugen.

Über den 02. Februar konnte ich mich nie freuen. Als Kind nahm er mir die letzten sichtbaren Erinnerungen an Weihnachten weg. Nachdem ich von dem kirchengeschichtlichen Hintergrund erfuhr, waren die Schatten dieses Tages besiegelt.

Alte und neue Schatten

Der 02. Februar beinhaltet einen weiteren Schatten. Es ist der Schatten, den die alten Zeiten mit den allen bewussten Abhängigkeiten des Menschen von der Natur werfen.

Heute sind diese Abhängigkeiten aus dem Bewusstsein weitgehend verschwunden. Aus den Augen, aus dem Sinn ist allerdings nicht aus der Welt. Wird uns das mal – demnächst? – wieder bewusst, wenn die Natur dem Lifestyle der Spezies Mensch entsprechend reagiert?

Das Murmeltier dieses Jahres sagt in den USA einige Winterwochen voraus. Solange das nur ein Wetter- und kein Klimawinter ist, muss das nicht beunruhigen.


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