Tiere und Fleischverzehr – vom Leid zur Spiritualität hin

Teil 3 der Reihe »Denn jedem Lebewesen wohnt eine Seele inne«

Im zweiten Beitrag dieser Reihe wurde die Toleranz in einem spirituell ausgerichteten Umgang der Menschen untereinander und im Umgang der Menschen mit seinen Mitgeschöpfen angesprochen. Diesen Mitgeschöpfen gehören nicht nur die Tiere an.

Diese Toleranz hilft dabei, diesen Aspekt ruhiger zu betrachten und die heftigeren Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Überzeugungen auf ein Niveau zu bringen, welches die spirituelle Entwicklung beider Seiten fördert.

Bevor wir uns jedoch den Betrachtungen über die Tierseele widmen und dabei einen geschichtlichen Blick auf das Thema in den Religionen und Kulturen werfen, wollen wir uns mit einem toleranzbedürftigen Thema beschäftigen, nämlich dem Fleischverzehr.

Menschen und Fleischverzehr

Menschen sind Omnivoren. Das muss kein Euphemismus sein. Angenehmer als Allesfresser klingt es dennoch. Und Kannibalismus ist keine Geschichte aus der grauen Vorzeit. Es bedurfte einer evolutionären Entwicklung, um vom Gejagten zum Jäger zu werden. Es bedarf einer moralisch-ethischen Weiterentwicklung, um die Bedeutung des Begriffs Nutztier zu begreifen und in ihm ein Mitgeschöpf zu sehen.

Eine Etappe dieser Entwicklung war die Zunahme des Hirnvolumens, welche den Anthropologen nach durch einen vermehrten Fleischverzehr erfolgte. Dies steigerte die Intelligenz der Vorfahren und ermöglichte den Wandel vom Gejagten zum Jäger.

Diese Entwicklung dürfen wir nicht negativ bewerten. Denn wenn der Mensch einige Inkarnationen später auf den Menschen des 21. Jahrhunderts zurückblickt, wird er ihn nicht mit den zukünftigen Maßstäben bewerten. Würde der Mensch der Zukunft seine Maßstäbe anlegen, schneiden wir, vorsichtig formuliert, schlecht ab angesichts des Leids der Mitgeschöpfe. Vor allem angesichts der niederen Gründe dieses Leids: immer mehr Fleisch, immer billigeres Fleisch, immer mehr Leid. Leid aufseiten der Tiere, Leid aufseiten der Mensch durch den übermäßigen Fleischkonsum mit alle dem Leid und der Biochemie darin.

Der heutige Mensch ist nur eine Etappe auf seinem Entwicklungsweg. Es folgen weitere und sicher werden wir ab einem weiteren Schritt keine Tiere mehr essen, da es die kollektive Ethik verbieten wird. Weil unbegreiflich werden wird, was heute als normal gilt.

Vorsicht daher mit der Bewertung der alten Fleischesser. Dieser Schritt war erforderlich auf dem Weg zu dem modernen Menschen. Außerdem dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass es damals keine Massentierhaltung gab. Und wenn manche unserer Vorfahren spirituell waren? Von einigen Kulturen ist es bekannt, dass sich die Jäger beim erlegten Tier respektvoll bedankten.

Wenn ein solcher Tod mit einem Ritual verbunden war, wenn das Tier nicht leiden musste, wenn es frei leben konnte, so ist ein solcher Fleischverzehr anders zu bewerten als der heutige.

Das Leid und das Tier

Heute ist der Fleischverzehr immer häufiger mit einem Leid verbunden. Die Verantwortung dafür tragen wir alle, unsere Seelen wissen es. Das muss jedoch nicht bedeuten, dass wir alle ad hoc Vegetarier oder Veganer werden müssen. Der Entwicklungsweg des Menschen führt dorthin. Aber es ist ein Entwicklungsweg, der aus mehreren Schritten besteht.

Ein Überspringen oder Auslassen eines Schrittes ist keine natürliche Entwicklung. Es ist mit der Menschheit wie mit der Reise des Helden im Tarot: Schritt für Schritt und der nächste Schritt erst dann, wenn der eine gelernt ist. Denn jeder Schritt ist ein Lernen, welches den Helden auf der Reise weiterbringt. Und den Menschen auf seiner Reise zu seiner spirituellen Heimat hin ebenfalls.

Das Leid und der Mensch

Was für einen Menschen und die Folgen seines Tuns gilt, gilt ebenso für eine Spezies – auch für die Menschheit. Die Folgen sind jedoch kein alttestamentarisches Auge um Auge, Zahn und Zahn und kein buchhalterischer Kontoausgleich. Nicht jeder Mensch, der in einem Vorleben anderen ein Leid zufügte, muss dieses Leid erleben. Nicht jede Spezies, die primitiv und grausam handelt (so kann uns eine außerirdische Spezies sehen), muss untergehen. Gelernt haben wir, ob Mensch oder Menschheit, wenn wir einsehen, was wir taten.

Doch darf es nicht bei der Einsicht im Verstand bleiben, die Einsicht muss im Herzen und in der Seele verankert werden. Hilfreich dabei ist das Wissen darum, dass wir die Taten von damals nicht mit den Maßstäben von heute bewerten können. In der Seele ist diese Ansicht angekommen, wenn wir uns wirklich vergeben können. Unermesslich schwer können die Wege dorthin sein.

Nicht jedes verursachte Leid an Mensch oder an Tier müssen wir am eigenen Leib und an eigener Psyche erfahren, um zu lernen und zu reifen. Die Herzeneinsicht und die Liebe, die der Einsicht folgt, reichen aus.

Das Fleisch der Tiere und die Seele

Der Spezies Mensch hilft die Natur beim Lernen. Tiere, die mit Hormonen und unnatürlichen Futtermitteln in unnatürlich kurzer Zeit unnatürlich schnell wachsen. Tiere, die vor ihrem Tod Grauenvolles erleiden. Kann das ohne Folgen bleiben?

Nicht nur die Hormone und andere Stoffe befinden sich in dem Tier im Augenblick seines Todes. Die Todesangst ist ebenfalls in ihm vorhanden. Entweder als Stresshormone oder als die Information auf einer übergreifenden Ebene. Durch das Töten gehen diese Stoffe und Informationen nicht verloren, sie verbleiben im Fleisch. Außerdem steht dem toten Fleisch nur eine Entwicklung bevor: die Verwesung. Wir können sie verlängern, geschmacklich überdecken oder anders aus unserem Bewusstsein verbannen. Verhindern können wir sie nicht.

Solches Fleisch ist Angstfleisch, solches Fleisch ist Todesfleisch. Was bringt dieses Fleisch seinen Konsumenten, wenn nur der Verstand verdrängt, die Seele es aber weiß?

Verdrängen kann das nur, wer strikt Homöopathie wie alles, was auf Informationsaustausch basiert, zum Hirngespinst oder Humbug erklärt. Wer das nicht ausschließen kann, kann auch nicht die Informationen des Grauens und der Todesangst im Fleisch nicht ausschließen.

Die Erde und die Energie

Das Leid, welches wir den Tieren zufügen, strahlt also auf uns Menschen auf der körperlichen und der spirituellen Ebene aus. Doch es zieht noch weitere Kreise, die sich auf der Ebene der Menschheit und darüber hinaus auswirken.

Mit der Massenhaltung geht eine vermehrte Erzeugung von Treibhausgasen einher. Die Treibhausgase sind ein weiteres Beispiel für die allgegenwärtige Polarität auf dem Lernplaneten Erde. Einerseits sorgen sie für Temperaturen, die für das Leben auf der Erde erforderlich sind, solange sie sich in einem Gleichgewicht befinden und nicht zu einem der Pole hin tendieren. Doch genau dies begünstigen wir mit den Treibhausgasen, die unter anderem durch die Massentierhaltung erzeugt werden.

Physikalisch-energetisch betrachtet ist es obendrein eine verheerende Bilanz, wenn wir den Energiebedarf für die Fleischerzeugung betrachten. Energiesparen, sofern es für jemanden wirklich wichtig ist, bedeutet daher nicht nur eine intelligente Energie, um ein Neuzeitschlagwort zu bemühen.

Das Lernen der Menschen

Beim Fleischverzehr können wir uns nicht hinter einer Unwissenheit verbergen. Wir wissen, welch unsägliches Leid geschieht, damit das Fleisch billig und in großen Mengen vorhanden ist. Wir wissen darum, wir wissen um die Folgen.

Dieses Wissen ist eine Lernchance. Denn erst wenn uns etwas bewusst wird, wenn wir es nicht verdrängen, erst dann können wir lernen und verändern.

Das tote Fleisch kann somit nicht nur unser Leid sein, sondern ebenso unser Lernen. Wenn wir im Fleisch die Tiere sehen, wenn wir das Wissen aus dem Kopf nach und nach in unsere Seele transferieren. Wenn die Liebe zu allem Leben eine höhere Priorität erhält als die Begehrlichkeit nach einem billigen Fleisch.

Authentische Entwicklung

Der längste Weg der Erde ist der vom Kopf zur Hand, besagt ein Sprichwort. Das Verhältnis des Menschen zum Tier und die dadurch bedingte Veränderung beim Fleischkonsum verändert sich nicht ad hoc. Es ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Dieser Prozess ist aber alt, die Ideen existieren seit einigen Jahrtausenden. Heute sind sie gereift, heute können sie leichter gelebt werden.

Doch müssen sie authentisch gelebt werden und aus der eigenen Überzeugung erfolgen. Es ist nicht authentisch, wenn sich jemand der vegetarischen oder veganen Lebensweise verpflichtet, weil er sich dem Druck durch andere beugt.

Gesunde Prozesse erfolgen Schritt für Schritt. Es gibt mehrere Varianten, wie die nächsten Schritte aussehen könnten. Wir können den Fleischkonsum reduzieren. Unser Körper und unsere Seele werden sich freuen. Wir können auf das Fleisch verzichten, dessen Herkunft wir nicht kennen. Doch wann kennen wir sie? Die Fleischskandale haben das Vertrauen in die diversen Qualitätssiegel erschüttert. Ein Entwicklungsschritt ist daher, sich mit der Herkunft des Fleisches zu beschäftigen.

Das Argument, auf’s Geld achten zu wollen, ist ein vernünftiges Argument und ein spirituelles sogar. Geld hat eine spirituelle Komponente, sie muss allerdings erkannt und gelebt werden. Beim Fleischverzehr kann das bedeuten, weniger Fleisch zu essen, dafür aber ein Fleisch, bei dem das Leid der Tiere minimiert ist.

Fleisch mit weniger Tierleid ist teurer. Das trifft allerdings nur bei einer kurzsichtigen Betrachtung zu. Wenn wir die gesundheitlichen Folgen betrachten, wird das Billigfleisch drastisch teuer. Welche Kosten entstehen dadurch im Gesundheitswesen für die Gemeinschaft und für den Einzelnen? Wir beginnen erst zu ahnen, welche Krankheiten, welche degenerativen Erscheinungen ein erhöhter Fleischkonsum zur Folge hat.
Was sind die spirituellen Folgen des unbedachten Fleischverzehrs?

Der Mensch, die Evolution – am Anfang war das Fleisch

Am Anfang waren der Mensch und seine Vorfahren Allesfresser. Das Gehirnvolumen unserer Vorfahren vergrößerte sich durch den vermehrten Konsum tierischen Eiweißes – von Fleisch. Größere Gehirne bedeuten höhere Intelligenz, ergo war Fleisch von essenzieller Bedeutung für die zahlenmäßige und intellektuelle Entwicklung des Homo sapiens.

Allein aus diesem Grund kann der Fleischkonsum nicht grundsätzlich verdammt werden. Nicht alle Eltern, die vegetarisch oder vegan leben, entscheiden sich für ebensolche Ernährung ihrer Kinder. Das Stillen ist der menschlich-perfekte Start ins Leben sowohl körperlich als auch seelisch. Die Vega-Hardliner müssten konsequenterweise diesen Start verbieten.

Naturnahe Völker ernähren sich vom Fleisch. Sie haben jedoch eine ehrfurchtsvolle und dankbare Einstellung zu den Tieren, sie bedanken sich bei ihnen. Wer will solchen Fleischkonsum verwerflich nennen, wer will dies verbieten?

Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt und andere verurteilt, muss sich unbequemen Fragen stellen. Inzwischen ist es nachgewiesen, dass Pflanzen auf ihre Art miteinander kommunizieren. Noch werden Pflanzenneurobiologen belächelt. Das ändert sich, wie vieles, was es lange Zeit nicht geben durfte, da es nicht nachgewiesen werden konnte. Es gibt vieles, was wirkt und sich nicht oder noch nicht nachweisen lässt.

Wie es weitergehen kann

Darf man Pflanzen verspeisen, wenn sie miteinander kommunizieren? Müssen wir Hirnvolumina weiterhin vergrößern? Müssen wir Tiere töten, denn exakt das ist jeder Fleischkonsum?

Bedenke ich unsere gegenwärtige ethische Entwicklung, wären größere Hirnvolumina fatal. Anstatt uns im Zusammenleben zu üben, würden wir effizientere Waffen entwickeln, effizienter die Ressourcen ausbeuten. Es wäre dann gerecht, würden wir uns möglichst bald auslöschen, damit die Erde anderen Spezies eine Evolutionschance geben kann. Wir hätten die Chance verwirkt und kein Gott, kein Schicksal, kein Zufall wäre schuld daran. Wir wären dafür verantwortlich. Doch das hätten nur die ETs feststellen können oder die nächste intelligente Spezies des Planeten Erde, falls sie unsere Artefakten finden und korrekt interpretieren kann.

Die Evolution kann jedoch anders verlaufen. Korrekt und ohne Abwehr ausgedrückt, wir können uns anders entwickeln.

Schreibe einen Kommentar