Hinterfragt: Das böse Thing der Political Correctness

Meinungsfreiheit meint nicht, frei von eigener Meinung zu sein.
Jan Norman

Ich wurde gefragt, ob ich keine Probleme hätte mit der Verwendung eines Wortes aus der rechten Szene im Titel des Bildes der Woche. Es handelt sich um das Wort »Thing« im »Schmetterlingthing« (s. Bild oben) des 196. Newsletters. Die Antwort auf diese Frage liegt mir am Herzen, besonders in Augsburg mit dem traditionsreichen aber nun politisch inkorrekten Hotel seines rassistisch angeprangerten Namens wegen: »Drei Mohren«.

Ich erlaube mir ein wenig Ironie in den Ausführungen, wer es mag, kann darin Sarkasmus erkennen. Ich nenne es Meinungsfreiheit, verweise aber auf das Eingangszitat des Beitrags über Meinungsfreiheit [1]: Meinungsfreiheit meint nicht die Freiheit von eigener Meinung.

Das Thing

Nicht das Genus des Things ist das monierte Übel, sondern seine Verwendung durch die Nationalsozialisten. Thingplätze oder Thingstätten sind die Plätze für die Thinge. Sie wurden in den 30-er Jahren errichtet und für politische Kundgebungen der Nationalsozialisten benutzt. Das diskreditiert wohl das Wort Thing im Empfinden des Fragestellers.

Thing ist die nordische Form von Ding und stammt aus der germanischen Rechtssprache. Augenfällig wird das im englischen »thing« für Ding, Sache etc. Wer weiter recherchiert, dem fallen zwei weitere anrüchige Punkte auf: Thinge wurden von freien Männern abgehalten, sie werden auch Volksthing bezeichnet.

Das inspiriert zu einer Suche nach weiteren Verwerflichkeiten. Wer suchet, der findet, ich führe die Linde auf, bestimmte Festspiele und die Mondlandungen.

Die Linde

Die Thinge wurden oft unter einer Linde abgehalten. Ist die Linde ebenfalls mit den Makeln des Things behaftet?

Unter den Lindenbäumen finden sich im Sommer auffällig viele tote Hummeln. Es existiert noch keine gesicherte Erklärung dieses Phänomens. Der Grund für die toten Hummeln wird in dem späten Blühen der Linden (besonders der Silberlinde) vermutet. Die Hummeln befinden sich zu diesem Zeitpunkt am Ende ihres Lebenszyklus, ihr Sterben unter den Linden ist somit logisch und natürlich.

So ist die Linde weder für das Töten der Hummeln verantwortlich, noch für ihre Nähe zum Nationalsozialismus, wenn es denn jemand so sehen möchte.

Die Festspiele

In dem vorliegenden Kontext meine ich damit die Festspiele auf dem Grünen Hügel in Bayreuth. Bayreuther oder Richard-Wagner-Festspiele. Der Weg von Richard Wagner zum Nationalsozialismus ist ein kurzer, obwohl dieser Komponist ein halbes Jahrhundert vor der Machtergreifung verstarb.

Der Kult der Nationalsozialisten um Richard Wagner und seine Musik ist wohlbekannt. Färbt dies auf die Liebhaber dieser Musik ab, auf die Bayreuther Festspiele, auf die Besucher? Wer dies bejaht, verortet eine Frau Merkel und viele andere Menschen in der Nähe des Nationalsozialismus.

Mondlandungen

Die Technologie für die Mondlandungen, konkret die Saturn V, haben die Amerikaner wesentlich der Leistung Wernher von Braun zu verdanken. Diese Geschichte ist ebenfalls wohlbekannt. Doch im Gegensatz zu Richard Wagner, ist sie eindeutig mit dem Nationalsozialismus verquickt.

Wie mit den Mondlandungen umgehen, nachdem sie ein Fakt sind und kein Fake (einige Sätze darüber schrieb ich in dem 200. Newsletter, siehe auch Beitrag im Web [2])? Soll diese Leistung des Menschen verdammt und aus den Geschichtsbüchern verbannt werden?

Ahnenforschung

Nein, ich bringe keine Ahnen in die Nähe böser Ideologien. Es ist ein Hinweis nur, falls jemand jemanden in Verbindung mit dem Bösen der Welt bringen will.

Wer bei Forschung nach seinen Ahnen weit genug zurückgeht, findet darunter auch das Böse. Es ist nun mal so, dass in den Anfängen der Menschheit nicht primär die Sanftmütigen überlebten, sondern die anderen.

Das Überleben der Sanftmütigen ist das Lernen der Menschheit. Begonnen haben wir es; der Abschluss dieses Lernens liegt in weiter Ferne.

Versuch und Irrtum oder Trial and Error des menschlichen Zusammenlebens. Eine bewährte Methode und so bleibt zu hoffen, dass wir auch dieses Problem lösen werden. Schließlich gelang uns dies mit unvergleichlich schwerwiegenderen Problemen.

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