Die Tiere und ihre Seele

Teil 5 der Reihe »Denn jedem Lebewesen wohnt eine Seele inne«

Die Diskussionen darüber, ob Tiere eine Seele haben oder nicht, sind Jahrtausende alt. Seit einer wesentlich kürzeren Zeit wird darüber diskutiert, ob man den Pflanzen eine Art Beseeltheit zusprechen kann, wie es die Pflanzenneurobiologie nahelegt.

Es ist auch nicht meine Absicht, doe eigene Meinung darzulegen. Würde ich an die Beseeltheit der Tiere nicht glauben, hätte der Titel dieser Reihe »Denn jedem Menschen wohnt eine Seele inne« lauten müssen. Da es sich in diesem Beitrag um die Beseeltheit der Tiere handelt: Will ich jemanden davon überzeugen, dass Tiere eine Seele haben? Hat es einen Sinn, jemanden davon überzeugen zu wollen?

Eine Argumentationsarbeit für Menschen, die im Tier nur eine Sache, ein seelenloses Mittel zum Zweck sehen, verspricht kaum Erfolg. Nichts zu tun, das wäre falsch. Also schreibe ich darüber und hoffe, dass Menschen, die von der Beseeltheit des Sein überzeugt sind, durch ihr Leben Überzeugungsarbeit leisten.

Rechtliche Stellung der Tiere oder Political Correctness

Im deutschsprachigen Raum wurden in den vergangenen Jahrzehnten einige gesetzliche Änderungen am rechtlichen Status der Tiere vorgenommen, denn das Tier war bis dahin rechtlich einer Sache gleichgestellt. Beispiel Deutschland: Seit 1990 heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 90a): »Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt.«

Was schön klingt, offenbart im darauffolgenden Satz das wahre Gesicht. Der Rest dieses Paragraphen lautet »Auf sie«, also auf die Tiere, »sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist.«

Es bleibt beim Alten. An Tieren besteht weiterhin ein Eigentumsrecht, wie das bei Sachen der Fall ist. Rechtlich bleiben Tiere Sachen, was andere immer noch geltende Vorschriften offenbaren, in denen von »Tieren und anderen Sachen« die Rede ist.

Ein Etikettenredesign für den alten Wein in alten Schläuchen. Oder Political Correctness mit Betonung auf Political, also Schönes sagen und anderes meinen.

Menschen und Tiere und die Seele

Wer in einem Hund, einer Katze oder einem anderen Haustier seinen Mitbewohner sieht, interessiert diese Art von Political Correctness nicht. Für ihn ist das Tier keine Sache. Auch nicht eine minderwertige Kreatur, die lediglich von Instinkten geleitet wird.

Empathische Menschen benötigen keine Paragraphen, die den Umgang mit dem Mitgeschöpf Tier regeln müssen. Sie erfahren, dass diese Wesen den Seelenzustand eines Menschen fühlen können. Auch sie können empathisch sein. Sie unterbrechen ihre gewohnte Beschäftigung, um nahe bei dem Menschen zu sein, wenn er erkrankt ist oder Sorgen hat. Es wird ruhiger, legt sich neben den Menschen hin.

Sucht jemand nach Beweisen, findet er sie in den Studienergebnissen, beispielsweise die Wirkung von Tieren bei älteren Menschen, die mit ihrem Tierfreund zusammenleben.

Wer sein Haustier unvoreingenommen betrachtet, kann bei ihm Verhaltensweisen entdecken, die sich als Spiegelungen seines eigenen Verhaltens entpuppen. Die Tiere halten einen Spiegel vor, der im Gegensatz zu den meisten menschlichen Spiegeln mit keiner Wertung und mit keinem Vorwurf verbunden ist.

Diesen Tieren wird zunehmend nicht nur in als esoterisch genannten Kreisen Intelligenz, Lernverhalten oder Emotionsfähigkeit zugestanden. Die Sprache der Delfine und anderer Wale? Die Begräbnisrituale der Elefanten? Die Verspieltheit der Affen und Otter oder ihr Werkzeuggebrauch (s. Krafttier Otter)?

Diese Tiere, um einige Beispiele zu nennen, handeln nicht nur instinktiv und ihren erworbenen, genetischen Programmen gemäß. Sie lernen Neues hinzu und geben das Erlernte an die Nachkommen weiter. Nicht nur genetisch, denn die Kinder dieser Tiere können durch Beispiele der Älteren lernen.

Kann diesen Tieren Intelligenz zugestanden, die Existenz einer Seele aber kategorisch abgesprochen werden?

Es lernt ein jeder Mensch: Die Seele ihre Wege gehen lassen

Wer hingegen zu den Tieren keinen Zugang auf der Seelenebene besitzt, lässt sich kaum durch Worte von der Existenz einer Tierseele überzeugen. Besonders dann, wenn es dem Menschen schwerfällt, die Existenz einer Seele grundsätzlich anzuerkennen.

Sachlich-nüchtern betrachtet ist für manche Menschen das Verdrängen der Idee einer Tierseele sogar ein Muss. Einige dieser Menschen sind in den Produktionsketten der Massentierhaltung zu finden. Besonders in der industriell optimierten Schlachtung. Denn sonst wäre es kaum möglich, mit Tieren so grausam umgehen zu können. Und Tierversuche in den Labors?

Ist das biblische „Macht euch die Erde untertan“ immer noch so missverständlich in den Köpfen mancher Vertreter der Krone der Schöpfung vorhanden?

Der Autor Manfred Kyber, einer der spirituellen Vordenker der neueren Zeit und Fürsprecher der Tierseele, meistens wohl durch „Die drei Lichter der kleinen Veronika“ bekannt, hat es so formuliert: „Die Menschen haben das Missverhältnis zu den Tieren nicht nur, weil sie die Tiere unterschätzen, sondern vor allem, weil sie sich selbst überschätzen. Sie glauben zwischen ihnen und den Tieren sei ein Abgrund, – so berghoch stünden sie über jenen. Dem Weltgedanken gegenüber ist es eine Nuance.“

Hier sollten wir jedoch nicht bewerten und verurteilen. Wir wissen nicht, wie viele Wege in wie vielen Leben unsere eigene Seele hat gehen müssen, bis sie fähig war, die Seele in den Tieren zu sehen. Wie sollten wir die Wege anderer Seelen kennen?

Außerdem ist im Zusammenhang mit der Massentierhaltung eine ebenfalls sachlich-nüchterne Frage erlaubt: Könnte es diesen Industriezweig in dieser Form geben, wenn es keinen Markt dafür gäbe?

Altes Wissen

Wenn ein Mensch etwas verdrängt, verpufft eine sachliche Argumentation. Oder sie ruft Widerstand hervor und bestärkt die Verdrängung. Das Leben und Vorleben von Alternativen ist eine wesentlich bessere und wirkungsvollere Möglichkeit.

Beispiele für Menschen, die im Tier ein beseeltes Mitgeschöpf sehen und diese Überzeugung leben, gibt es genügend. Neben Manfred Kyber sei hier stellvertretend nur ein weiteres Beispiel genannt: Franz von Assisi.

Auch wenn diese Beispiele europäischen Ursprungs sind, so sind sie menschlich-allgemeingültig. Es ist an der Zeit, dass wir Menschen die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Grenzen nach und nach aus der Welt schaffen. Unterschiede gibt es, ja, das ist unbestreitbar. Doch sie dürfen nicht mehr trennen. So wie jeder Mensch als ein einzigartiges Individuum mit anderen Menschen zusammenleben kann, so muss die weitere Entwicklung der Kulturen und Nationen erfolgen.

Eigene Beispiele vorleben

Die wirkungsstärksten Beispiele sind diejenigen, die wir selbst leben und vorleben. Ein Umdenken bezüglich des Fleischverzehrs? Es muss nicht bei allen gleich ein vegetarisches oder veganes Leben sein. Der erste Schritt liegt vielleicht im Umdenken bei der Fleischbeschaffung.

Dafür sorgen, dass eine Biene, die sich in der Wohnung verirrt hat, wieder unbeschadet in die freie Natur zurückkehren kann? Auch eine Spinne oder ein Käfer? Also nicht immer diese Tiere töten!

Vielleicht ist auch folgender Perspektivenwechsel interessant: Stellen wir uns eine außerirdische und technisch wesentlich weiterentwickelte Zivilisation vor, die den Planeten Erde besucht. Darf sie die auf ihm lebenden Wesen zertreten, wie wir es manchmal mit einem kleinen Tierchen tun, weil es so unendlich unter uns stehend und unbedeutend erscheint?

Jeder Mensch lernt. Jeder auf seine eigene Weise und nicht immer auf direkten Wegen. Nicht jedes Lernthema wird in einer einzigen Inkarnation bewältigt. Die Menschheit lernt ebenfalls. Wir werden uns damit noch ausführlicher bei den Betrachtungen über die Zukunft des Menschen in mehreren Generationen oder Inkarnationen beschäftigen.

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