Spiritualität – ihre und unsere Wurzeln; Spiritualität im Alltag, Spiritualität für alle

Erster Beitrag dieser Reihe

  • Die Dinge hinter den Dingen
  • Spiritualität für alle
  • Der Zugang zur Spiritualität im Alltag
  • Verdrängte und übersehene Alltagsspiritualität
  • Die Spiritualität ist allgegenwärtig
  • Der Zugang zur Spiritualität ist individuell
  • Die individuellen Wurzeln und Zugänge

Die Dinge hinter den Dingen

Die Natur ruht im Winter. Ein Schein ist das nur, denn sie arbeitet am kommenden Frühling, wie es die Knospen auf den Ästen der Bäume oder Sträucher offenbaren. Die längere Dunkelheit hilft dabei, den Blick öfter nach innen zu richten, und bietet die Chance, mehr mit dem Herzen oder mit der Seele zu sehen. Es ist eine Chance, kein Zwang; es ist des Menschen Entscheidung, ob er sie nutzt oder missachtet.

Der Jahreswechsel trägt ebenfalls dazu bei. Allein schon dadurch, dass er uns die allgegenwärtigen Naturkreisläufe vom Werden und Vergehen bewusst macht. Ein Jahr endet, ein anderes beginnt. Das Ende ist kein absolutes Ende, es ist der Beginn des Neuen.

Das Bewusstsein für die Kreisläufe des Werdens und Vergehens bringt uns dem Bewusstsein für das Leben und den Tod näher, der ebenfalls kein absolutes Ende ist, sondern ein anderes Leben ermöglicht. Das Wort Reinkarnation weist auf die erneute Fleischwerdung hin. Wenn es eine erneute Fleischwerdung ist, muss es etwas geben, was über diese Inkarnationen hinweg existiert und alle Inkarnationen verbindet. Das ist unsere Seele. Das Bewusstsein für diese Kreisläufe erhellt den Weg zum Wissen der Seele und der Wahrnehmung der Dinge hinter den Dingen.

Spiritualität für alle

Bewusste Spiritualität beginnt mit dem Glauben daran. Es reicht bereits die Hoffnung, dass es die Spiritualität gibt inmitten einer Welt, die oft dunkel bis hoffnungslos erscheint. Wer diese Hoffnung aufrechterhält, entwickelt die Spiritualität zu einem festen Glauben, zu einer Überzeugung, zu einem unumstößlichen, zweifelsfreien Sein.

Diesen Weg geht jeder Mensch, ob bewusst oder unbewusst. Der Zugang zum spirituellen Erleben ist nicht nur Menschen vorbehalten, die Spiritualität bejahen und leben. Auch Menschen, die Spiritualität verneinen, belächeln oder bekämpfen, können ihre spirituellen Erweckungsmomente erleben und die Spiritualität in ihrem Leben zulassen und leben.

Diese Wege zum bewussten Leben der Spiritualität sind außerhalb eines Lebens hinter Klostermauern möglich und nicht für Gurus, Asketen oder Eremiten reserviert.

Der Zugang zur Spiritualität im Alltag

Das spirituelle Erleben im Alltag kann außergewöhnlich und für den begreifbar sein, der es erlebte. Häufig ist es aber so leise, dass es übersehen wird in der Nachrichtenflut der sozialen und weniger sozialen Medien, der Verlockungen der Werbung und der Apps, die ein einfaches Leben suggerieren, indem sie vorgaukeln, die optimalen Entscheidungen des Menschen zu kennen.

Spiritualität ist der Feind der Macher dahinter. Sie muss der Feind sein, lockt sie doch von dem Überangebot an News, VIPs, Waren und Dienstleistungen weg. Spiritualität durchschaut die Absichten der vermeintlichen Glücklichmacher der Menschheit, denen de facto nur der Profit, die Marktanteile, die Macht wichtig sind.

Kein Wunder, dass die Konsumwelt mit allen Mitteln die Spiritualität bekämpft. Sie erklärt manche Phänomene zu neuronalen Störungen, zu reinkörperlichen Vorgängen. Den Durst des Menschen nach dem anderen Erleben stillt sie mit einer virtuellen Realität und das solange, bis der Mensch die virtuelle Welt mit der Realität verwechselt.

Wir erinnern uns: Bewusste Spiritualität beginnt mit einem Glauben an sie. Und die Momente des spirituellen Erlebens, die den Glauben an die Spiritualität bestärken, werden umso mehr wahrgenommen, je weniger der Verstand nach wissenschaftlich fundierten Beweisen verlangt. Und groß ist die Gefahr, dass dieser Zugang den Menschen verwehrt bleibt, die der neuen Religion die Regie ihres Lebens überlassen – dem Konsum und der Delegierung der Verantwortung nach außen.

Wer die Zugänge zur Spiritualität nicht übersehen, wer sie wahrnehmen und nutzen will, muss diesen Verlockungen widerstehen.

Verdrängte und übersehene Alltagsspiritualität

Spiritualität ist eine Frage der Seele. Und eine Seele haben alle Menschen.

Der Seele sei Dank, sie ist nicht nachtragend, sie gibt nie auf. Sie hat alle Zeit der Welt oder alle Zeit der vielen Leben. Leugnet ihr Mensch die Spiritualität, wartet sie ab und nutzt die Chancen, die das Leben bietet.

Ich selbst wuchs mit der Alltagsspiritualität meiner Großeltern auf. Wobei sie darin keine Spiritualität sahen, für sie war das ein angewandtes Alltagswissen. In meinen jungen Erwachsenejahren leugnete ich die Spiritualität und gab mich der Logik und dem nachweisbaren Wissen hin. Vielleicht fehlte mir der Mut dazu, sie im Alltag zu leben und zu zeigen, und das logische Wissen diente einer bequemen Verdrängung dieser Feigheit.

Aus heutiger Sicht weiß ich, dass ich außerdem überhöhte und verklärte Vorstellung von Spiritualität hatte. Ebenso kenne ich einen der Gründe für die Überhöhung und Idealisierung der Spiritualität. Weil sie so perfekt war, war sie für mich unerreichbar. Und schon musste ich nicht ernsthaft und zielorientiert an ihr arbeiten. Ein weiterer Abwehrmechanismus der jungen Jahre.

Ich will aber nicht so streng sein mit mir und den anderen Menschen mit vergleichbaren Lebenswegen, die sogar häufig sind. Ich übersah die gelebte Spiritualität meiner Großeltern: das Wissen um die Pflanzen, die Tiere oder den richtigen Zeitpunkt, um den Unsinn partnerschaftlicher Zwistigkeiten um Bagatellen oder ihre Regel, nicht im Streit zu Bett zu gehen.

Die Spiritualität ist allgegenwärtig

Heute sind mir meine damalige Abwehr, die Feigheit oder das Übersehen der Spiritualität bewusst. Ich kannte auch die Wurzeln der Spiritualität nicht, ich verlor das Bewusstsein für diese Wurzeln. So suchte ich nach ihnen an Orten, an denen ich sie unmöglich finden konnte, hörte Menschen zu, die mich eher verwirrten, indem sie ihren Weg als den einzig selig machenden anpreisten. Meine Verzweiflung wuchs, ich glaubte, meine Spiritualität verloren zu haben.

Im Laufe des Lebens erfuhr ich, dass ich einer von vielen Menschen bin mit diesen Problemen bezüglich der Spiritualität. Ich war nicht mehr alleine mit dem Verlust meines Glaubens und meiner Spiritualität.

Das beruhigte. Nach und nach erkannte ich, dass Spiritualität vollkommen universell ist, vollkommen unabhängig von der Kultur, vom Land, von der Religion, von der Hautfarbe oder von jedem anderen durch Menschenhand oder Menschenverstand erschaffenen Unterscheidungskriterium. Dass sie nicht da draußen oder da oben zu finden ist, sondern in dem Menschen selbst.

Der Zugang zur Spiritualität ist individuell

Obwohl jede Seele weiß, dass die Spiritualität universell ist, lebt und handelt so leider nicht jeder Mensch. Das intolerante Beharren auf die einzige Richtigkeit des eigenen Gottes ist ein Beispiel dafür. Ein tragisches Beispiel, wenn der vorgeblich einzig wahre Gott zu einem Kampf gegen diese Menschen führt, die an einen anderen Gott glauben.

Diese Einstellung hat ihren Grund darin, dass der Unterschied zwischen der universellen Spiritualität und den unterschiedlichen Zugängen zu dieser Spiritualität nicht beachtet wird.

Denn der Zugang zur Spiritualität ist so individuell, wie es jeder Mensch ist. Er hängt von dem Kulturkreis ab, er hängt vom Land ab, er ändert sich innerhalb eines Kulturkreises oder Landes mit der Zeit. Er ist abhängig von dem Menschen selbst, von seiner Vita.

Ein altes Sprichwort besagt: Wege zu Gott gibt es so viele, wie Atemzüge der Menschenkinder.

Die individuellen Wurzeln und Zugänge

Wenn eine Seele mit ihrer universellen Spiritualität inkarniert, erhält der Mensch bestimmte Wurzeln. Zu diesen Wurzeln gehört seine Ursprungsfamilie; auch dann wenn sie ihm unbekannt ist oder er in einer anderen Familie aufwächst. Zu diesen Wurzeln gehört der Kulturkreis, in den der Mensch hineingeboren wird, das Land oder die Religion.

Eine Seele lernt in ihren Inkarnationen unterschiedliche Wurzeln kennen. Mit jeder Inkarnation kann sie Wurzeln besser nutzen. Ein Baum kann mehrere Äste verlieren, er kann die Krone verlieren, absterben muss er dennoch nicht. Verliert er aber seine Wurzeln, ist sein Schicksal besiegelt.

Das Wurzelwerk eines Baumes ist sein Zugang zu den Nährstoffen, die für sein Leben erforderlich sind. Dieses für das Auge unsichtbare Wurzelwerk ist verzweigt und besteht nicht nur aus dem Baum selbst. Die außen unsichtbare Mykorrhiza verbindet ihn nicht nur mit den benachbarten Bäumen. Die Bäume kommunizieren mit Düften, sie reagieren auf elektromagnetische Felder.

Die Wurzeln eines Menschen sind für ihn der Zugang zu seiner Spiritualität. Diese menschlichen Wurzeln müssen nicht immer sichtbar sein, sie wirken dennoch. Diese individuellen Wurzeln sind für den Menschen, wie für den Baum, eine Quelle der Kraft, der Vitalität und der Spiritualität. Sogar das Wurzelwerk eines Baumes deuten daraufhin, wenn wir den Baum nicht nur mit den Augen allein betrachten, sondern unseren spirituellen Wesenskern hinzuziehen.

Mit dieser verborgenen Spiritualität des Baumes und mit unseren Wurzeln, die in Europa durch die Kelten und die Schamanen entscheidend mitgeprägt sind, beginnt der 2. Teil dieser Reihe.

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