Kirchen und morphische Felder: Von gotischen Kathedralen über Flughäfen zu Feldkapellen

Spiritualität – ihre und unsere Wurzeln; Teil 8

Spirituelle Wurzeln wieder beleben

In dem Beitrag „Kelten und Kirche – vom Maibaum zu Vorbildern“ diente der Maibaum als ein Beispiel für die alten spirituellen Wurzeln, die in unserem Leben zu finden sind. Sie mögen uns nicht bewusst sein oder so alltäglich geworden, dass ihre Spiritualität nicht mehr auffällt. Oder sie wurden in den vergangenen Jahrhunderten durch die institutionalisierte Kirche vereinnahmt und für ihre Zwecke umgedeutet.

Wie jedoch ein Mensch zu der Kirche als Institution stehen mag, bieten die Kirchen als Gebäude, wenn man sich auf ihre besondere Atmosphäre einlassen mag, ein besonderes Erlebnis, welches das Bewusstsein der eigenen Spiritualität wunderbar stärken kann. Oder sogar die Spiritualität entdecken helfen, wenn in einem vom Verstand unkontrollierten Augenblick die Seele das Bewusstsein erreicht.

Ob in einer gotischen Kathedrale oder in der kleinsten Kapelle – hier können wir unsere Spiritualität wieder beleben. Nicht wiederbeleben, denn sie war nie klinisch tot, sie war uns lediglich nicht bewusst und verborgen unter dem Lärm, der Schnelllebigkeit und der Informationsflut unserer Zeit. Wir müssen erst lernen, mit diesen Zeiterscheinungen zurechtzukommen und sie positiv zu nutzen. Und dabei kann die Rückbesinnung auf die eigene Spiritualität helfen.

Eine Kirche als ein Ort der Spiritualität

Damit ist natürlich die Kirche als ein Gebäude gemeint. Nun sind die Kirchen keine alltäglichen Gebäude. Nicht nur der besonderen Architektur wegen, die ich besonders in den gotischen Kathedralen sehr beeindruckend finde. Es ist die einzigartige Atmosphäre, ihr Genius Loci eben, auf den es sich einzulassen für alle Menschen lohnt, ob sie nun glauben oder nicht, ob es die Kirche des eigenen oder eines fremden Glaubens ist.

In „Das keltische Erbe“ wurde bereits angedeutet, dass Kirchen, zumindest die älteren, nicht an zufälligen Orten errichtet wurden, sondern an alten Kultplätzen und Kraftorten. Alte Kultplätze sind immer Kraftorte, ob die Kraft anfänglich stark war oder auch nicht. Die ursprüngliche Stärke dieser Kraft spielt nach einigen Jahrhunderten keine Rolle mehr. Nicht etwa, weil sie verschwunden wäre; nein, das Gegenteil ist der Fall.

Nehmen wir eine beliebige alte Kirche. Unzählige Menschen besuchten die Kirche, unzählige Messen wurden gefeiert, unzählige innere Gebete in den Jahrhunderten gen Himmel gerichtet. Ja, sie wurde auch Zeuge von Leid, von Grausamkeit und Unmenschlichkeit vielleicht. Aber die Gebete, die lauten während der Messen und besonders die stillen inneren Zwiegespräche mit Gott überwiegen. Sollte dennoch jemand auf das Negative in den Kirchen bestehen wollen, so reicht ein Hinweis darauf, dass nichts Menschliches polaritätsfrei sei.

Kirchen und morphische Felder

Doch kehren wir zu den unzähligen Bekundungen eines echten Glaubens also auch der Spiritualität in der Kirche zurück. Das hinterlässt Spuren an diesem Ort, es verleiht ihm eine besondere Atmosphäre, es stärkt jedes nachfolgende Gebet, welches wiederum das übernächste stärkt und so weiter. Diese Energie teilt sich jedem Menschen beim Betreten der Kirche mit, jeder Mensch kann sie wahrnehmen. Wenn er es denn will, denn es steht ihm natürlich frei, diese Bewusstwerdung der besonderen Atmosphäre und der Spiritualität zu verdrängen. Dazu muss diese Bewusstwerdung nicht mit den Füßen getreten werden, dazu reicht die Vorherrschaft des Verstandes, mit der eine Abkoppelung von der Seele so leicht zu schaffen ist.

Nun wird es klar, warum die ursprüngliche Stärke dieser Kraft nach den Jahrhunderten solcher Verstärkung keine Rolle mehr spielt – sie wurde so stark, dass sie von uns sehr leicht wahrgenommen werden kann. Das ist der besondere Genus Loci der Kirche, das ist ihr morphisches Feld.

Diese morphischen Felder wirken nach innen und nach außen. Die Wirkung nach innen können wir nutzen, indem wir uns auf diese besondere Atmosphäre einlassen, sie in uns hineinlassen und sie dort wirken lassen. Wir nutzen die Kraft der Gebete unserer Vorfahren, wir nutzen die Kraft des Ortes, zu der auch die ursprüngliche Kraft gehört, die in vielen Regionen Europas bereits durch die Kelten entdeckt und genutzt wurde.

Wir könnten uns in der Kirche bei ihren alten Besuchern bedanken, da sie an der Kraft des Ortes mitgewirkt haben. Wir wissen nicht, wie viele Seelen unser Dank erreicht. Wir können uns ebenso nie sicher sein, ob eine dieser Seelen nicht gerade mit dieser Danksagung beschäftigt ist, da auch unsere Seele dazugehört, da auch sie in einer früheren Inkarnation an diesem Ort weilte und betete.

Nach außen wirken die morphischen Felder, indem wir sie durch ihre Nutzung weiter verstärken. Vielleicht auch durch unsere nicht bewertende Dankbarkeit den Seelen gegenüber, die an diesem Feld bauten. Wir schließen uns damit der Wirkung der unzähligen Seelen an, die diesen Ort besuchten, die ihn ehrten, die an ihm Trost fanden, die den Genius Loci und das morphische Feld verstärkten, auch wenn sie keinen dieser Begriffe kannten. Aber die Seele wusste es und ihr Mensch ahnte es. Er musste es ahnen, denn wie sonst wäre er zu einem Gebet, besonders zu einem stillen Gebet, an gerade diesen Ort gegangen.

Von gotischen Kathedralen über Flughäfen zu Feldkapellen

Die Atmosphäre gotischer Kathedralen mit der imposanten Höhe in Verbindung mit der filigranen Architektur und ihrem Lichteinfall kann einen Menschen verzaubern. Und dann die bunten Glasfenster, wenn sie noch erhalten sind! Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, ein Gefühl, welches erlebt werden muss. Aber an diesen Orten sehr leicht erlebt werden kann.

Nicht bewerten, nicht auf das Negative konzentrieren, nicht die Dauer des Baus und die Kosten beachten. Warum sollten unsere Vorfahren nicht auch ihre Projekte à la Berliner-Flughafen haben dürfen? Und lässt sich der Nutzen eines Kathedralen- und eines Flughafen-Projekts miteinander vergleichen? Wissen wir, wie vielen Seelen eine Kathedrale oder eine andere Kirche eine echte Hilfe war oder ein wichtiger Schritt auf dem spirituellen Entwicklungsweg? Wissen wir, welchen spirituellen Nutzen ein Flughafen haben wird?

Es muss jedoch nicht die gotische Kathedrale sein. Sogar eine kleine Feldkapelle hat ihre besondere Atmosphäre, ihre Spiritualität, ihren Genius Loci und ihr morphisches Feld. Der Gebete wurden hier zwar weniger gesprochen, doch waren sie fast immer innig, von Herzen kommend und von der Seele. Die Kapellenbesuche waren nicht aufgezwungen, keine allsonntägliche Pflicht zum Kirchenbesuch, keine Sorge wegen der Meinung der Nachbarn, wenn man den Kirchenbesuch auslassen würde.

Die Spiritualität wieder beleben

Machen wir uns für einen kurzen Augenblick frei vom Alltag, versuchen wir unsere Sorgen und Probleme für einen Augenblick zu vergessen. Wählen wir dazu eine Tageszeit, die unserem Naturell insofern entspricht, weil sie diese Kontemplation erleichtert. Ein Sommerabend? Ein früher Morgen?

Nennen wir diese spirituelle Atmosphäre, wie es uns entspricht. Wir müssen sie aber auch gar nicht benennen, wir müssen nur ein wenig nach innen gehen und auf unsere eigene Art beten, meditieren, entspannen, nachdenken.

Sich unserer Seele anvertrauen.

Wie eingangs postuliert: Ob in einer gotischen Kathedrale oder in der kleinsten Kapelle – hier können wir unsere Spiritualität wieder beleben.

Im nächsten Beitrag gehe ich auf das Thema Kirche, Institution und Spiritualität ein, da ich dazu einige Fragen erhielt und mit Vorwürfen konfrontiert wurde, ich sei gegen die Kirche.

Der Schwerpunkt wird jedoch die Kraft eines modernen Gebets sein, welches sehr anders als das Vaterunser sein kann, laut und zornig sogar sein darf und dennoch ein Gebet ist, spirituell und wirksam.

Schreibe einen Kommentar