Frauen kommen von der Venus, Männer vom Mars. Klugerweise begegnen sie sich auf der Erde; Evolutionspsychologie (nicht nur) zum Schmunzeln

Mehr dazu im ersten Band der Reihe »Mission Gemeinsam« über die Liebe zu finden

Die zwei Welten

  • Frauen und Männer passen nicht zusammen, die einen stammen von der Venus, die anderen vom Mars.
  • Die beiden Geschlechter können nicht miteinander kommunizieren, kommunizieren kann nur eines dieser Geschlechter.
  • Die einen können einparken, die anderen nicht.
  • Die einen können zuhören, die anderen nicht.

Und so weiter und so fort über alle Frauen oder alle Männer respektive die Frauen und die Männer.

Der Ursprung: gemeinsam

Dem aktuellen Wissensstand zufolge betraten unsere ersten menschlichen Vorfahren vor 4,5 Millionen Jahren die irdische Lebensbühne. Der gegenwärtig ursprünglichste bekannte Vertreter der Gattung Homo (Homo rudolfensis) tat dies vor 2,5 Millionen Jahren.

Bei einer angesetzten durchschnittlichen Lebenserwartung von 30 Jahren seit den ersten Vorfahren 150.000 und seit Homo rudolfensis über 83.000 Generationen, die bisher auf der Erde lebten. Lebten und überlebten. Die Koexistenz der Geschlechter funktioniert demnach zumindest so gut, dass sich die Spezies sich vermehren konnte.

Die Menschen passten sich den unterschiedlichsten Umgebungen an, besiedelten alle Kontinente. Hätten denn diese beiden Geschlechter nicht längst von der Mutter Natur ausselektiert werden müssen, wenn sie tatsächlich nicht zusammenleben könnten?

Die Menschheitsuhr

Die Menschheitsuhr verdeutlicht die zeitlichen Dimensionen, in denen der Mensch auf der Erde lebt. Homo rudolfensis, der ursprünglichste Vorfahr des Homo sapiens, lebte vor etwa 2,5 Millionen Jahren. Diese Zeitspanne wird für die Menschheitsuhr auf 24 Stunden umgerechnet. Das Ergebnis:

  • 00:00 Uhr: Unsere Vorfahren betreten die Lebensbühne.
  • 23:37:33: Die bisher ältesten entdeckten Höhlenmalereien werden angefertigt. Sie sind somit erst 22,5 Minuten alt.
  • 23:57:21: Die Ägypter bauen die ersten Pyramiden.
  • 23:58:31: Pythagoras wird um Uhr geboren, Jesus 20 Sekunden später.
  • 23:59:41: Gutenberg ermöglicht mit dem Buchdruck eine Wissensverbreitung.
  • 23:59:59: Personal Computer gibt es auf dieser Uhr erst in der letzten Sekunde, das Internet exstiert erst Bruchteile einer Sekunde.

Die Gene und die Evolutionspsychologie

Den modernen Menschen prägt mehr als nur seine Gene. Da gibt es die Epigenetik [1], die Erziehung, das Milieu, die Kultur etc. Diese Erfahrungen und Prägungen waren über viele Generationen hinweg erfolgreich. Was in den vielen Generationen unserer Vorfahren sich entwickelte und bewährte, kann nicht in einigen wenigen Generationen umprogrammiert werden.

Die auf der Erde gestrandeten Bewohner der Venus haben vieles richtig getan, die ehemaligen Marsbewohner ebenso, denn bereits eine sehr lange Zeit leben sie gemeinsam auf der Erde. Welche Strategien haben dieses Zusammenleben ermöglicht? Es waren mehrere, und seit geraumer Zeit muss es auch der Humor sein. Lachen konnte bereits der Neandertaler.

Wagen wir einen kleinen Ausflug in die Evolutionspsychologie sowie die menschliche Geschichte und nehmen die Zusammenlebensstrategie genannt Humor mit ins Gepäck.

Ein Ausflug in die Besiedlung der Erde

Auf diesem Ausflug begleiten uns FRAU von der Venus und MANN vom Mars, die nach der Landung auf der Erde lange Zeit gemeinsam in der Höhle lebten. Dieses Zusammenleben prägten auch die Mammuts oder der Säbelzahntiger, nennen wir ihn SMILO, der stellvertretend für alle den Menschen jagenden Tiere steht.

FRAU bleibt länger in der Höhle als MANN. FRAU sorgt für das Zusammenleben im Klan, sie beobachtet das Leben im Klan, spricht mit den anderen, sorgt für ihre und andere Kinder. Die Höhle verlässt sie meist, um Essbares zu sammeln, was in dieser Zeit recht gefährliche Unternehmungen sind, wodurch sie klugerweise die nähere Umgebung bevorzugt.

MANN verlässt die Höhle widerstrebend, da er meistens auf die Jagd muss. Nicht nur auf kleine Tiere, auch Mammut gehört dazu, der jedoch darüber not amused ist. Obendrein dreht SMILO den Spieß um und macht Jagd auf MANN.

Kommunikation

FRAU

Zum eigenen Überleben und dem der Kinder gehört die Vorsorge, falls MANN von der Jagd nicht mehr zurückkommen sollte. Freundschaften und Zweckgemeinschaften sind sinnvoll, da innerhalb solcher Gemeinschaften das Fleisch geteilt werden kann oder die Kinder beaufsichtigt werden können.

Diese Aufgaben gelingen nur durch ein kluges, psychologisches Vorgehen. Dies mit einem Wort erledigen? Ausgeschlossen.

MANN

Auf der Jagd zu seinem Nachbarn mit knappen Gesten: du links, ich rechts. Kopfnicken. Erledigt. Dies mit einem lauteren Wort erledigen? Ausgeschlossen.

Das Reden ist während der Jagd tabu, es verscheucht die kleinen Tiere und macht SMILO auf die Jagdgruppe aufmerksam.

Nach der Jagd reden? Ausgeschlossen. SMILO hat viele Verwandte und MANN mag nur eines, nämlich mit der Beute in die Höhle zu FRAU und den Kindern zurück.

Schweigen war für MANN nicht Gold, Schweigen war Überleben.

Und doch die Hormone

Damit MANN auf die Jagd geht, gab ihm Mutter Natur vor der Jagd einen Hormoncocktail, dessen Wirkung nach der Jagd nicht sofort nachließ.

Daher schenkte Mutter Natur FRAU eine höhere Stimme, denn diese ist nicht nur leichter vernehmbar, sondern verleiht den Anweisungen eine unterstreichende Komponente.

Nur ein Beispiel: Wenn Befehle erteilt werden, versucht das der Sprecher mit einer tiefen, einschmeichelnden Stimme, oder erhöht er sie?

Entscheidungen

FRAU

Die Entscheidungen fielen oft in Gruppenarbeit, in der eine komplexere Kommunikation erforderlich war.
Wurden die in der Gruppe getroffenen Entscheidungen durch gegenseitiges Lob immer wieder bekräftigt?

MANN

Die wichtigste Entscheidung war eine sehr simple, eine binäre, da nur mit zwei Zuständen: Zuhauen oder Abhauen.

Darüber diskutieren? MANN hatte keine Lust dazu, als ein Snack im Mc SMILO verspeist zu werden.

Gewaltfreie Kommunikation

Diese Kommunikationsform ist eine gute aktuelle und zukünftige Zusammenlebensstrategie. Konnte oder musste FRAU diese Variante bereits anno dazumal üben?

MANN: Gemeinsam schleicht er sich an Mammut heran oder erblick SMILO und steht wieder mal vor einer binären Entscheidung. Zu seinem Nachbarn:
»Ich würde gerne mit dir kooperieren, aber du hast dieses und jenes getan und deine Nase gefällt mir auch nicht. Aber ok, lass uns im Geiste der friedlichen Kommunikation an einem Konsens …«

Da ortete SMILO die STIMMEN. Die STIMMEN verstummten und ihre Träger bereiteten sich auf die nächste Inkarnation vor.

Einkaufen

FRAU

Eine größere Tragevorrichtung war nützlich, damit vieles und auch unterschiedliches in sie hinein kann, denn Einheitskost ist nicht optimal. Sie muss auch öfter Mut haben, etwas auszuprobieren, sammelt also viel.

Parallel kann sie mit den anderen reden, um am Erhalt ihres Klans zu arbeiten.

MANN

Eine Tasche auf der Jagd? Das Fleisch trägt er auf dem Rücken, die Waffen muss er immer griffbereit haben.

Nach der Waffe in einer Tasche mit dem halben Höhleninventar suchen? Taschen behindern beim Laufen, und sollte etwas darin scheppern, freut sich SMILO.

Und welcher MANN hätte in einem weitaus sichtbaren, kleinen Verschlag, etwa in der Größe einer Umkleidekabine, Unterschlupf gesucht, sich dadurch selbst zum Ziel gemacht und auch noch seines Waffenrocks entledigt?

Modern Times und das Matriarchat

Heute verändern sich die Lebensbedingungen in einem noch nie da gewesenen Tempo. Es ist bewundernswert, wie gut sich beide Geschlechter diesem Tempo anpassen. Es passen sich Venus und Mars an, es passen sich FRAU und MANN an, und sie tun es gemeinsam. Das gegenseitige Anpassen und Lernen findet ungefragt und fortwährend statt.

Es gibt viele Fragen und Kontroversen dabei und vieles, was seinen Ursprung in den vielen Stunden auf der Menschheitsuhr hat, aber nicht bewusst ist oder sich in Veränderung befindet. Dazu passt eine unlängst gehörte Aussage von Reinhold Messner, der im Matriarchat die bessere Lebensform innerhalb eines kleinen Klans sehen kann.

Weil FRAU einen besseren Überblick über den Klan als MANN hatte? Können wir dies heute zum Wohle aller nutzen, also nicht, um zu befehlen oder sich vor der Verantwortung zu drücken?

Spiritueller Entwicklungssprung

Einen kulturellen Entwicklungssprung hat die Menschheit erfahren, als die durchschnittliche Lebenserwartung den Großeltern die Weitergabe ihrer Erfahrungen an die jüngeren Klanmitglieder und die Beaufsichtigung der Enkel ermöglichte.

Befinden wir uns nun inmitten eines spirituellen Entwicklungssprungs?

Unsere Lebenserwartung ermöglicht uns eine Zuwendung nach innen, das Fragen nach dem Woher und dem Wohin, nach dem Warum, nach dem Sinn des Einzelnen und des Ganzen. Und das Menschheitswissen steht zunehmend allen Menschen bereit, das Internet beschleunigt diesen Prozess immer mehr.

Es kann eine sehr interessante Reise werden. Es ist allerdings kein getrenntes Sammeln und Jagen mehr. Es ist ein gemeinsames Forschen, ein Zusammenleben und eine Zusammenarbeit.

Einige Überlebenskonzepte werden aussortiert, einige werden übernommen, neue werden entwickelt. Zu den übernommenen gehört hoffentlich ein sehr sympathisches und erfolgreiches Erbe unserer Vorfahren: unser gemeinsames Lachen.

Außerdem arbeiten wir immer erfolgreicher an der gleichen Augenhöhe – zwischen den Geschlechtern und über die Geschlechter hinweg. Heute sogar in den Seelenpartnerschaften [*].


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