371: Vorspiegelung falscher Tatsachen

Der Strauch mimte den Winter mit seinem weißgrauen Auftreten. »Seht her, ich weiß, was da jetzt kommt, ich weiß, wie es mal zu dieser Jahreszeit aussah.«

Vorspiegelung falscher Tatsachen, ein vornehmes Synonym für Lügen also?

Oder wollte er bewusst machen, dass die Natur der Gegenwart sich anders präsentiert, wie dies vor einigen Jahrzehnten der Fall war? Eine Lüge wäre das keine, ich gehe auch davon aus, dass er im Gegensatz zu den Menschen, keine ideologischen Ziele verfolgt.

Gut möglich, dass in seinem kollektiven Gedächtnis das alte Wissen an die Massenaussterben existent ist neben dem Wissen an die Explosion des Lebens nach jedem dieser Ereignisse. Das Leben geht weiter, in anderen Formen, doch es geht weiter. Nicht nur weiter, sondern stärker, diverser, komplexer.

Vielleicht auch so komplex, dass die intelligente Spezies, die sich teilweise hinüberretten konnte oder neu entstanden ist, nicht nur den technologischen Fortschritt pflegt, sondern sich auch dem zuwendet, was wir Moral oder Ethik nennen.

Es wäre eine Spezies, die unterschiedliche Ansichten gelten lässt und darüber diskutieren kann – ohne Hass, ohne Hetze, ohne Entwürdigungen. Denn das scheint eine der Lieblingsbeschäftigungen der gegenwärtigen Spezies zu sein.

Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis, könnte man wie Martin Luther sagen, wäre das keine Beleidigung eines Esels.

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