Kosmischer Vorgarten und darüber hinaus – Millionen und Milliarden

Es ist eine Frage zu dem Samstags-Newsletter und den Bildern der Woche: Warum so oft der Mond, warum nicht die Sterne?

Hier wäre eine Antwort »Weil ich den Mond mag« zwar zutreffend doch unvollständig. In einem älteren Newsletter schrieb ich kurz etwas darüber, jetzt also ausführlicher.

Zwei Wunder des Mondes

Ich glaube, es ist eine Art Wiedergutmachung, da ich den Mond gar nicht mochte in den Jahren, in denen ich häufig vor dem Teleskop saß.

Je mehr wir Menschen über die Entstehung des Lebens auf der Erde erfahren, desto größer wird dieses Wunder des Lebens, wenn man bedenkt, wie viele Faktoren haben zusammenkommen und in ihrer Ausprägung passen müssen, um das Leben auf dem Planeten Erde zu ermöglichen. Skizziert habe ich das Thema in einem Beitrag »Leben, Überleben und kosmische Katastrophen – Das Wunder des Lebens« [*].

Zu diesem Wunder trägt wesentlich der Mond bei. Daran denke ich immer, wenn ich dieses Licht am Himmel betrachte. Auch deshalb kann ich heute hinnehmen, dass er mit seinem Licht die schwächeren Himmelslichter überstrahlt. Ich muss mich nur einige Tage in Geduld üben, dann strahlt er wieder schwächer oder gar nicht.

Und ja, ein weiteres Empfinden der unromantischen Art überkommt mich manchmal, wenn ich den Mond betrachte. Dieses Wunder sind die Menschen, die felsenfest überzeugt sind, die Mondlandungen seien Fakes und in den amerikanischen Filmstudios gedreht. Das führt zwangsläufig zu einem weiteren Wunder. Dem russischen Wunder, da die Sowjetunion, damals der Feind und Konkurrent der Amerikaner so viel Verständnis und Herzensgüte zeigte, und diesen amerikanischen Schwindel nicht aufdeckte.

Tausende von Mitarbeitern der NASA und die Sowjetunion respektive Russland schweigen bis heute und decken diese Meisterlüge bis heute. Welch unerschütterlichen Glauben an ihre Ideen müssen diese Landungsverneiner haben.

Vorgarten, Tiergarten und Geburtssterne

Zu meinen Lieblingsobjekten am Nachthimmel schaffte es der Mond dennoch nicht. Das waren und sind die Deep-Sky-Objekte, wie die Objekte außerhalb des Sonnensystems bezeichnet werden. Das Sonnensystem ist mir zu klein und die Objekte zu nah; ich nenne es Vorgarten. Die Deep-Sky-Objekte sind die Doppelsterne, die Nebel, die Galaxien und sogar ein Quasar, der mit guten Amateuerteleskopen beobachtet werden kann. Die gewöhnlicheren Sterne sind es auch, besonders die mit wohlklingenden oder bedeutungsinteressanten Namen sowie die Mehrfachsysteme. Natürlich Beteigeuze im Orion, der aussichtsreichste Kandidat für eine Supernova.

Außerdem suche ich jährlich Sterne, deren Licht solange zur Erde unterwegs ist, wie alt ich bin und freue mich, wenn ich solche Lichter finde. Geburtssterne nenne ich sie. Mit 50 beispielsweise waren das Sterne, die an die 50 Lichtjahre entfernt sind. Die betrachte ich gerne und denke daran, das Licht, welches gerade mein Auge erreicht, ist seit meiner Geburt unterwegs. Faszinierend.

Nicht für alle Menschen jedoch, nachdem ich mal eine für mich unbegreifliche Frage hörte: »Was hast du von den Lichtpunkten da oben, die bringen dir doch nichts.« Eine solch unromantische, materialistische, beengte, fantasielose Sichtweise konnte ich nicht begreifen. Nicht verwunderlich, dass dieser Mensch nicht zu meinen Freunden zählt. Reifer geworden, weiß ich, dass es solche Menschen gibt. Schade, dass sie sich diesem Wunder verweigern.

Wie jedoch Monikas Großvater sagte: »Der Herrgott hat einen großen Tiergarten«. Gelebte Toleranz sage ich dazu.

Aber zu der Frage, warum denn nicht auch Sterne fotografieren. Sie sind nicht fotogen genug, dass ich sie zum Bild der Woche küren könnte. Die kleineren Lichter des Himmels, die in den bisherigen Bildern der Woche vorkamen, waren keine Sterne, sondern die Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn.

Vielleicht kommen aber ein paar Sternbilder hinzu, wenn ich mit einem Stativ durch die Nacht wandere.

Über den Vorgarten hinaus – Millionen und Milliarden

Die Geburtssterne führen ihrer Entfernung wegen zu den Beobachtungsrekorden am Himmel. Viele sind es nicht; viele können es gar nicht sein, wenn die Rekorde die Entfernungen betreffen, die dem menschlichen Auge und den Amateurteleskopen zugänglich sind.

Der Entfernungsrekord für das bloße Auge ist die Andromedagalaxie mit ihren 2,5 Millionen Lichtjahren. Ihr Licht war somit 2,5 Millionen Jahre unterwegs, bis es jetzt unser Auge erreicht. Ein wenig mehr darüber im Kapitel »2,5 Millionen Jahre in der Zeit zurück« in »Der Zauber der Sommernächte – Die stillen Stunden der Seele [*].

Der andere Rekord ist der hellste Quasar (von quasi stellar), der von der Erde aus beobachtet werden kann. Quasare sind die Kerne aktiver Galaxien und gehören zu den hellsten Objekten unseres Weltalls. Dadurch bedingt überbrückt ihr Licht größere Distanzen als einzelne Sterne. Den hellsten Quasar, 3C 273 seine Bezeichnung, findet man im Sternbild der Jungfrau. Was ich auf diese Jungfrau schimpfte, da es mir jahrelang nicht gelang, diesen Quasar in meinem Teleskop zu beobachten. Ich wohnte damals in München, kein Wunder also, dass solche lichtschwachen Objekte am Münchener Himmel nicht beobachtbar sind. München strahlt. Leider.

Ich musste erst München verlassen, bis mir dieser Beobachtungsrekord gelang. Das älteste Licht, welches ich am Teleskop beobachten konnte, war gut 2,4 Milliarden Jahre unterwegs. Milliarden, nicht die kümmerlichen Millionen der Andromedagalaxie.

Faszinierend. Zumindest für einen erdgebunden Menschen. Mr. Spock sieht das anders.


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