Rituale und Lebenswenden – Schöpfungskraft und Lebendigkeit

Ein Beitrag in »Visionen«

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Bei Ritualen handelt es sich um nach bestimmten Regeln ablaufende Handlungen ursprünglich religiösen Charakters. Doch sind Rituale in allen menschlichen Bereichen zu finden. Sie begleiten uns tagaus, tagein im Alltag. Sie begleiten und machen bewusst und sichtbar das Alpha und Omega des Lebens sowie alle wichtigen Wendepunkte dazwischen. Und sie begleiten die Menschheit von Anbeginn an. Rituale haben so lange Zeiträume und so viele Wandel überdauert, dass sie inzwischen zu unseren genetischen Programmen gehören dürften.

Diese das Leben durchdringende Begleitung durch Rituale legt nahe, dass sie einen individuellen und sozialen Nutzen haben, sonst hätte sie die Evolution ausselektiert. Rituale sind nicht nur bei Menschen zu finden, sondern auch im Tierreich, wo sie bei der Bildung und Aufrechterhaltung sozialer Ordnungen eine entscheidende Rolle spielen.

Rituale, in unzähligen Generationen entwickelt, gewachsen und eingeprägt, geben besonders in Zeiten des sehr schnellen Wandels sowohl dem Individuum als auch Gruppen von der Familie bis zu Nationen hin Wurzeln, Rahmen, Halt, Orientierung, Sicherheit und eine wohltuende Kontinuität. Eine Kontinuität, die die Angst vor der Zukunft durch den Mut für die Arbeit an ihr ersetzt.

Rituale sind keine Frage der Ratio. Irrational sind sie deswegen nicht. Sie zeichnet eine uralte Symbolkraft, die in Zeiten geboren ist, in denen nicht der Verstand alles klassifizierte und bewertete und sich zu einer alleinig gültigen Betrachtungsweise der Welt stilisieren wollte.

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